Karsten Dustin Hoffmann

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Karsten Dustin Hoffmann (* 1977[1], Autorenname: Karsten D. Hoffmann) ist ein deutscher Politikwissenschaftler und mit den Schwerpunkten Parteien- und Extremismusforschung und ehemaliger Polizeibeamter. Er war von 2015 bis 2019 Sprecher der Forschungsgruppe Extremismus und Militanz (FGEM).

Werdegang[Bearbeiten]

Hoffmann besuchte das Ratsgymnasium Rotenburg (Wümme). 1997 wurde er Kommissaranwärter im gehobenen Polizeivollzugsdienst in Hamburg. Von 1997 bis 2000 studierte er in diesem Rahmen an der Fachhochschule für Öffentliche Verwaltung Hamburg (Diplom-Verwaltungswirt (FH)). Danach wurde er bis 2012 in einer Einsatzhundertschaft der Hamburger Bereitschaftspolizei eingesetzt, zuletzt bis 2014 als Polizeioberkommissar im [Einsatz- und Streifendienst] Einsatzdienst-Süd.[2]

Von 2002 bis 2007 studierte er Politische Wissenschaft und Öffentliches Recht an der Universität Hamburg (Diplom) und Politikdidaktik an der Universität Bremen. 2011 wurde er beim Extremismusforscher Eckhard Jesse[3] – der Zweitkorrektor war Armin Pfahl-Traughber – an der TU Chemnitz mit der Dissertation Rote Flora. Ziele, Mittel und Wirkungen eines linksautonomen Zentrums in Hamburg zum Dr. phil. (magna cum laude) promoviert. Seine Arbeit erschien in der Schriftenreihe Extremismus & Demokratie im Nomos Verlag. Darin kritisierte er die Politik im Umgang mit dem Zentrum.[4] Nach Harald Bergsdorf sei das Werk „flüssig formuliert“ und „differenziert“. Hoffmann verkleinere damit die Forschungslücke. Er liefere eine „hilfreiche Orientierung für künftige Studien“.[5] Auch Bernd Hüttner von der Rosa-Luxemburg-Stiftung lobte den Band und sprach von „interessanten Schlussfolgerungen“.[6]

Seit 2011 baut Hoffmann die „Forschungsgruppe Extremismus und Militanz“ (FGEM) mit auf. Von 2011 bis 2013 beriet er die Gedenkstätte Berlin-Hohenschönhausen. Seit 2012 betreut Hoffmann die „Bibliographie zur Linksextremismusforschung“ (BiblioLinX).[1] Diese wird vom Fachjournalisten Patrick Gensing kritisiert, weil dort die Autoren anonym beitragen würden und sich das Portal nicht die Mühe machte, Linksextremismus zu definieren.[7]

Artikel von ihm erschienen u.a. auf den Blogs Endstation Rechts und Achse des Guten sowie in den Zeitschriften Mut, Liberal (Friedrich-Naumann-Stiftung für die Freiheit) und den Politischen Studien (Hanns-Seidel-Stiftung), aber auch im Polizeispiegel der Deutschen Polizeigewerkschaft und im Dossier Linksextremismus der Bundeszentrale für Politische Bildung (bpb).

Von 2015 bis 2017 war Hoffmann Mitglied der Alternative für Deutschland (AfD) und Vorsitzender der AfD-Fraktion im Kreistag von Rotenburg (Wümme). Er gehört zu den Gründern der Alternativen Mitte – einer innerparteilichen Interessengemeinschaft, die sich als Gegengewicht zum rechten Flügel der Partei versteht. Nach der Wahl Alexander Gaulands zum Parteivorsitzenden im Dezember 2017 trat er aus der AfD aus und begründete dies mit einer aus seiner Sicht mangelhaften Abgrenzung der Partei nach rechts.[8]

Im September 2017 sendete das ZDF die Dokumentation "Radikale von Links - die unterschätzte Gefahr", in der unter anderem Hoffmann als Experte zum Thema Linksextremismus befragt wurde. Der Spiegel kritisierte daraufhin, dass Hoffmann in der Sendung nur als „Politologe“ vorgestellt worden war und seine damalige AfD-Mitgliedschaft unerwähnt blieb. Ein ZDF-Sprecher rechtfertigte zunächst die Nichtnennung von Hoffmanns Parteizugehörigkeit damit, dass die Bildunterschriften nicht genügend Platz geboten hätten, um mehrere Funktionen Hoffmanns aufzulisten. Dennoch änderte das ZDF anschließend die Dokumentation und fügte die Wörter „AfD-Kommunalpolitiker“ hinzu.[9]


Buch Gegenmacht[Bearbeiten]

Im August 2021 kritisierte der Bremer Weser Kurier die Nominierung des Unternehmensberaters Olaf Harms für die Vorstandswahl des SV Werder Bremen und begründete dies damit, dass sich Harms in einer privaten Konversation positiv auf das Buch „Gegenmacht“ von Hoffmann bezogen habe. Der SV Werder Bremen zog daraufhin die Nominierung zurück und berief eine andere Kandidatin in den Vorstand.[10]

Ebenfalls im August 2021 richtete die FDP-Fraktion in der Bremischen Bürgerschaft eine parlamentarische Große Anfrage zum Thema Linksextremismus an den Bremer Senat (Drs 20/1087), die einen Großteil der in „Gegenmacht“ aufgeworfenen Fragestellungen aufgreift. In seiner Antwort vom 31. August 2021 räumte der Senat ein, dass Bremen zu den „Brennpunkten des gewaltorientierten Linksextremismus in Deutschland“ gehöre und dass es: „zum Linksextremismus in Bremen keine abgeschlossenen oder laufenden sozialwissenschaftlichen Forschungsprojekte“ gebe.[11]


Auszeichnungen[Bearbeiten]

Schriften (Auswahl)[Bearbeiten]

Monografien

Beiträge in Sammelbänden

  • Zeitschriftenporträt: Zeck. In: Uwe Backes, Eckhard Jesse (Hrsg.): Jahrbuch Extremismus & Demokratie, 21. Jahrgang (2009), Nomos, Baden-Baden 2010, ISBN 978-3-8329-5232-7, S. 239–256.
  • Mythen und Legenden. Einige Richtigstellungen über die „Rote Flora“. In: Martin H. W. Möllers, Robert Chr. van Ooyen (Hrsg.): Jahrbuch Öffentliche Sicherheit, 2012/13, Verlag Polizeiwissenschaft, Frankfurt am Main 2013, ISBN ISBN 978-3-86676-245-9, S. 183–194.
  • Ziele, Mittel und Wirkungen der Roten Flora – Analyse eines Autonomen Zentrums. In: Eckhard Jesse, Gerhard Hirscher (Hrsg.): Extremismus in Deutschland (= Extremismus und Demokratie. Bd. 26). Nomos, Baden-Baden 2013, ISBN 978-3-8487-0090-5, S. 257–271.
  • „HH2112“ und die militante Linke. In: Uwe Backes, Alexander Gallus, Alexander Gallus, Eckhard Jesse (Hrsg.): Jahrbuch Extremismus & Demokratie, 26. Jahrgang (2014), Nomos, Baden-Baden 2014, ISBN 978-3-8487-1925-9, S. 137–154.
  • Die Militante Linke in Deutschland. Eine Annäherung. In: Gerhard Hirscher (Hrsg.): Linksextremismus in Deutschland. Bestandsaufnahme und Perspektiven (= Argumente und Materialien zum Zeitgeschehen. 95). Hanns-Seidel-Stiftung, Akademie für Politik und Zeitgeschehen, München 2014, ISBN 978-3-88795-448-2, S. 27–35.

Sonstiges

Weblinks[Bearbeiten]

Einzelnachweise[Bearbeiten]

  1. 1,0 1,1 Karsten Dustin Hoffmann: Linksextremismus im Spiegel von Wissenschaft und Publizistik. Dossier Linksextremismus, Bundeszentrale für politische Bildung, 1. Oktober 2013.
  2. Karsten Dustin Hoffmann: DPolG-Thema: Linke Militanz als polizeiliches Arbeitsfeld. In: DPolG Polizeispiegel Januar/Februar 2016, S. 1 f. (PDF)
  3. Katharina Thehos: Auszeichnung für Dissertation mit Handlungsempfehlungen an die Politik. tu-chemnitz.de, 25. Juni 2012.
  4. Florian Hanauer: Autonomes Disneyland. In: Welt am Sonntag, 4. Dezember 2011, Nr. 49, S. HH4.
  5. Harald Bergsdorf: Karsten Dustin Hoffmann, „Rote Flora“: Ziele, Mittel und Wirkungen eines linksautonomen Zentrums in Hamburg. In: Totalitarismus und Demokratie 2/2012, S. 365 f.
  6. Bernd Hüttner: Karsten Dustin Hoffmann, Rote Flora. Ziele, Mittel und Wirkungen eines linksradikalen Zentrums in Hamburg. In: Sozial.Geschichte Online 11 (2013), S. 121 ff.
  7. Patrick Gensing: Verfassungsschützerin in der Antifa-Republik. publikative.org, 12. Oktober 2014.
  8. "Einer Gauland-AfD wollte ich nie angehören" . Zeit Online, 6. Dezember 2017.
  9. [ https://www.spiegel.de/kultur/tv/afd-zdf-doku-ueber-linksextremismus-verschweigt-partei-karriere-eines-politologen-a-1167290.html ZDF weist AfD-Mann nur als Politologen aus ]. Spiegel Online, 12. September 2017.
  10. [ https://www.weser-kurier.de/werder/profis/verdacht-rechter-gesinnung-werder-muss-kandidat-harms-ueberpruefen-doc7hcphi1hfwn1hezkm3n4 Werder muss Kandidat Harms überprüfen]. Weser Kurier, 1. September 2021.
  11. Bremische Bürgerschaft Drucksache 20/1087, 31. August 2021.
  12. Aktuell: Preis der Deutschen Hochschule der Polizei 2011 für Dr. Karsten Dustin Hoffmann. nomos.de, 22. Juni 2012.
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