Karl Trettin

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Karl Willi Trettin (* 4. Mai 1896 in Stettin) war als SS-Hauptsturmführer und als Kriminalkommissar Referatsleiter der Staatspolizeileitstelle Stettin in der Dienststelle der Geheimen Staatspolizei (Gestapo). Nach dem Kriege wurde er im Jahre 1952 bei der Polizei des Regierungsbezirks Aachen eingestellt.

Laufbahn[Bearbeiten]

Der gelernte Buchdrucker diente von 1915 bis 1918[1] als Soldat im Ersten Weltkrieg und begann im Jahre 1920 seine Laufbahn bei der Schutzpolizei in Stettin. Zur Kriminalpolizei in Stettin wechselte er im Jahre 1931. Seine Laufbahn bei der Gestapo begann im Mai 1933, als er zur Gestapo Stettin versetzt wurde. Sein Dienst in der Gestapo begann er als Kriminalassistent. Nach der Ernennung zum Krimnalkommissar wurde er auch als SS-Obersturmführer in die SS aufgenommen.[2]. Mitglied der NSDAP wurde er am 1. März 1940. Als Referatsleiter der Abwehr (Referat III), zu dem er im Oktober 1940 ernannt wurde, führte er ab Herbst 1942 auch Ermittlungen gegen katholische Geistliche durch. Dabei setzte Trettin unter dem Decknamen Hagen einen als Ingenieur getarnten Spitzel ein. In Wirklichkeit war er SS-Anwärter und Kriminalassistent und hieß Franz Pissaritsch. Dieser sollte sich das Vertrauen des aus Innsbruck stammneden Provikars Carl Lampert[3] erschleichen.

An 4. Februar 1943 wurden etwa 40 Geistliche und Ordensschwestern verhaftet. In den folgenden Verhören wurden dann die ganze Bandbreite der Methoden der Gestapo angewandt, also auch der Folter, um Geständnisse zu erpressen. So standen dann unter dieser Folter "Geständnisse" der Wehrkraftzersetzung, Weitergabe von Nachrichten an den Feind und andere Tatbestände des NS-Rechts. Vom Reichskriegsgericht[4] wurden darauf hin vier Geistliche zum Tode verurteilt und durch das Fallbeil hingerichtet, darunter auch Carl Lampert.

Trettin wurde wie üblich auch in anderen Dienststellen der Gestapo tätig, darunter auch im Reichssicherheitshauptamt (RSHA).

Kriegsende und Nachkriegszeit[Bearbeiten]

Im Frühjahr 1945 wurde er noch zum SS-Hauptsturmführer ernannt. Vor der Sowjetarmee flüchtete er nach Lübeck in ein Flüchtlingslager. In der Gemeinde Hohenfelde[5] in Schleswig-Holstein betätigte er sich bis 1948 als Gemeindeschreiber. Danch siedelte er nach Merkstein[6] über, wo sein Sohn lebte. Dort stellte er auch zu Beginn der 1950er-Jahre einen Antrag zur Wiederaufnahme in den Polizeisdienst. Am 1. Juli 1952 wurde er zuerst als Bote, dann gegen Ende 1952 als Beamter in den Polizeidienst des Regierungsbezirks Aachen aufgenommen. Im Jahre 1957 wurde er pensioniert.

Ermittlungen[Bearbeiten]

Nach einer Anzeige gegen Miglieder des Reichskriegsgerichts durch den Anwalt Dr. Robert Kempner[7] wurden gegen Trettin ab 1965 Ermittlungen aufgenommen. In den Untersuchungen gestand Trettin die Anwendung von Foldermethoden. Der leitende Obestaatsanwalt (OStA) am Landgericht Aachen stellte jedoch mit der Verfügung vom 25. März 1969 die Ermittlungen ein.[8] Darin stellte der OStA fest, dass die Gestapo und das Reichskriegsgericht die geltenden Gesetze des NS-Regimes nicht verletzt hätten. Die Anwendung der Folter als Tatbestand der Erpressung von Aussagen sei als Delikt inzwischen verjährt.

Einzelnachweise[Bearbeiten]

  1. Robert. Thévoz, Hans Branig, Cécile Lowenthal-Hensel: Pommern 1934/35 im Spiegel von Gestapo-Lageberichten und Sachakten (Darstellung). G. Grote, Köln 1974, ISBN 3-7745-0294-3, S. 306–307.
  2. Stefan Noethen: Alte Kameraden und neue Kollegen: Polizei in Nordrhein-Westfalen 1945–1953 (= Geschichtsort Villa ten Hompel Münster: Schriften. Nr. 3). Klartext-Verlag, Essen 2003, ISBN 3-89861-110-8, S. 395 (567 S.).
  3. Carl Lampert
  4. Reichskriegsgericht
  5. Hohenfelde
  6. Merkstein
  7. Robert Kempner
  8. Stefan Noethen: Alte Kameraden und neue Kollegen: Polizei in Nordrhein-Westfalen 1945–1953 (= Geschichtsort Villa ten Hompel Münster: Schriften. Nr. 3). Klartext-Verlag, Essen 2003, ISBN 3-89861-110-8, S. 395 FN 595 (567 S.).
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