Karl Lipinski

Aus MARJORIE-WIKI
Wechseln zu: Navigation, Suche

Karl Lipinski (fälschlich meist Lipinsky) (* 29. Mai 1896 in Goslau, Landkreis Kreuzburg O.S.; † 1. Juli 1934 in den Wäldern bei Obernigk-Deutsch-Lissa) war ein deutscher Offizier und SA-Führer. Er wurde vor allem bekannt als eines der Opfer der als Röhm-Putsch bekannt gewordenen politischen Säuberungswelle der NS-Regierung vom Sommer 1934.

Leben und Ermordung[Bearbeiten]

In seiner Jugend wurde Lipinski in der Kadettenanstalt in Lichterfelde erzogen. Zu seinen dortigen Kadettenkameraden gehörte der spätere SS-Führer Udo von Woyrsch, ein Budenkamerad von Lipinskis älteren Bruder Kurt. Nach dem Ende seiner Kadettenzeit wurde Lipinski in die Preußische Armee, namentlich als Jäger zu Pferde in Tarnowitz, übernommen mit der er von 1914 bis 1918 am Ersten Weltkrieg teilnahm. 1919 schied er als Oberleutnant aus dem Militärdienst aus.

In der Nachkriegszeit studierte Lipinski an der Technischen Hochschule in Berlin-Charlottenburg, anschließend wurde er Kaufmann in Breslau.

1931 oder 1932 trat Lipinski in die Sturmabteilung (SA), den Kampfverband der NSDAP ein. In die Partei trat er zum 1. August 1932 (Mitgliedsnr. 1.239.085) ein. 1933 wurde er als SA-Hauptsturmführer zum Führer der SA-Reiterstandarte 19 in Militsch ernannt. Außerdem gehörte er der Gruppenbefehlsstelle Mittelschlesien an.

Am 30. Juni 1934 wurde Lipinski im Zuge der als Röhm-Putsch bekannt gewordenen politischen Säuberungswelle der NS-Regierung vom Frühsommer 1934 während eines Aufenthaltes in Breslau auf der Straße verhaftet und ins Polizeipräsidium verbracht. In der Nacht zum 1. Juli wurde er mit mehreren anderen Häftlingen (u.a. Reinhard Nixdorf, Hans Ramshorn und Eberhard Carl von Wechmar) aus seiner Zelle geholt, in ein Waldstück bei Obernigk und Deutsch-Lissa gebracht und dort von Angehörigen der 16. SS-Standarte unter dem Kommando des SS-Obersturmbannführers Fritz Mohr vom Stab des VI. SS-Abschnitts erschossen. Mohr hatte sich dem Standartenführer Lohse, der die Erschießungsbefehle weitergab, freiwillig zur Verfügung gestellt.

Die Ermordung Lipinskis und neunzehn weiterer Personen bildete im Jahr 1957 den Gegenstand eines Strafverfahrens gegen Udo von Woyrsch und Ernst Müller-Altenau vor dem Schwurgericht Osnabrück. Woyrsch und Müller-Altenau hatten als oberste regionale SS- beziehungsweise SD-Befehlshaber für Schlesien im Jahr 1934 die Durchführung der im Zusammenhang mit der Röhm-Aktion stehenden Maßnahmen der SS im Gebiet um Breslau geleitet und insbesondere auch die von der SS durchgeführten Exekutionen dieser Tage vollzogen. Die Gründe für die Erschießung Lipinskis konnten im Prozess nicht geklärt werden. Ebenso wenig wurde geklärt ob dieser, wie die meisten anderen in Schlesien Erschossenen, aufgrund eines aus Berlin einlaufenden Befehls „von oben“ exekutiert wurde, oder ob es sich hierbei um eine eigenmächtige Entscheidung eines lokalen Machthabers handelte. Einige Indizien sprachen dafür, dass die Erschießung Lipinskis nicht von Woyrsch selbst angeordnet wurde und er nicht einmal Wissen von ihr hatte. So wurde festgestellt, dass dieser sich noch 1935 bei einem Zusammentreffen mit Lipinskis Bruder anlässlich der Einweihung der Ostlandbauernschule nach dessen Befinden erkundigt hatte. Woyrsch selbst machte geltend, dass Müller-Altenau Grundbesitz in Lipinskis Wohnbezirk Militsch hatte und suggerierte, dass eventuell eine private Fehde zwischen diesen beiden vorgelegen habe. Woyrsch wurde am 2. August 1957 wegen Beihilfe zum Totschlag in sechs Fällen zu zehn Jahren Haft verurteilt, während er in einem Fall wegen erwiesener Unschuld und in den übrigen Fällen aus Mangel an Beweisen freigesprochen wurde. Müller-Altenau wurde in allen Fällen aus Mangel an Beweisen freigesprochen.

Literatur[Bearbeiten]

  • Richard Bessel: Political Violence and the Rise of Nazism: The Storm Troopers in Eastern Germany, 1925-1934, 1984, S. 133-139.
  • Otto Gritschneder: „Der Führer hat Sie zum Tode verurteilt…“, Hitlers „Röhm-Putsch“-Morde vor Gericht, Beck, München 1993.
  • Lothar Gruchmann: Justiz im Dritten Reich 1933-1940, 1988, S. 459.
  • Heinz Höhne: Mordsache Röhm: Hitlers Durchbruch zur Alleinherrschaft, 1933–1934, Rowohlt, Reinbek bei Hamburg 1984,
  • Rainer Orth: Der SD-Mann Johannes Schmidt. Der Mörder des Reichskanzlers Kurt von Schleicher?, Münster 2012.
  • Daniel Schmidt: „Der SA-Führer Hans Ramshorn. Ein Leben zwischen Gewalt und Gemeinschaft (1892–1934)“, in: Vierteljahrshefte für Zeitgeschichte, 60. Jg. (2012), H. 2, S. 201–235. (Darstellung der Erschießungsgruppe, zu der Lipisnki gehörte)
Info Sign.svg Dieser Wikipedia-Artikel wurde, gemäß GFDL, CC-by-sa mit der kompletten History importiert.