K.a.V. Saxo-Bavaria Prag in Wien

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Wappen Karte
Wappen Saxo-Bavaria.jpeg
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Basisdaten
Universität:

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Karls-Universität Prag

Gründung: 9. Oktober 1907 in Prag
Verband: Österreichischer Cartellverband
Amtliche Reihenfolge: 9
Farben: Rot-Grün auf weißem Grund
Wahlspruch: Ewigkeit geschwor´nen Eiden
Kürzel: S-B
Zirkel:
Z K Saxo-Bavaria.gif
Adresse: Lerchenfelderstrasse
1080 Wien
Website: www.saxobavaria.at
Die Aufnahme der Smetschkagasse 22 aus 2010 zeigt das Gebäude des Verbindungssitzes der Jahre 1908 bis 1938 in Prag

Die Katholisch Akademische Verbindung Saxo-Bavaria Prag (K.A.V Saxo-Bavaria) in Wien im ÖCV ist eine farbentragende, nichtschlagende Studentenverbindung, die dem größten Akademikerverband Österreichs, dem Österreichischen Cartellverband (ÖCV) angehört.

Geschichte[Bearbeiten]

Gründung (1907–1914)[Bearbeiten]

Die katholischen Korporationen waren im Weltanschauungskampf an den Hochschulen als Antwort auf den Meinungs- und gesellschaftlichen Terror der antikirchlichen, schlagenden Verbindungen entstanden[1].Vandalia Prag, nach Ferdinandea die zweite Prager CV-Verbindung, beschloss bereits in ihrem zweiten Bestandsjahr, als sie über 30 Aktive aufwies, sich zu teilen, um einerseits der räumlichen Enge im „Deutschen Handwerker“-Heim zu entsprechen und um andererseits den unter dem Holzkomment[2] der schlagenden Verbindungen leidenden Prager CV zu stärken. Der konstituierende Beschluss wurde am 9. Oktober 1907 gefasst, dieser Tag gilt als Gründungstag der K.D.St.V. Saxo-Bavaria. Die Aufnahme in den CV erfolgte im gleichen Jahr; in der offiziellen Reihenfolge der CV-Verbindungen erhielt Saxo-Bavaria die Nummer 60. Die Teilungskommission leitete Alfred Kotschwar v/o Schorle (Fd, Va), zum Gründungssenior wurde Josef Diwald v/o Pagat (Va) aus Oberösterreich gewählt. Die ersten Fuchsen der Saxo-Bavaria waren Max Schatzmann aus Vorarlberg, Josef Sommer und Joseph Scharnagl aus Deutsch-Böhmen und Ludwig Margreiter aus Salzburg.

Am 10. Oktober 1907 reichte die Verbindung bei der akademischen Behörde ein Gesuch um die Bewilligung des Farbentragens ein. Eine Genehmigung war jedoch wegen des akademischen Kulturkampfs nicht zu erhalten. Daher trug die Neugründung wie die Mutterverbindung zunächst offiziell noch die Bezeichnung Vandalia. Das Gesuch der Saxo-Bavaria wurde schließlich am 23. Juli 1908 von der politischen Behörde negativ beschieden. Auf dem Rekurswege an das Kultusministerium konnte die Bewilligung am 27. August 1908 doch noch erreicht werden. Die ursprünglich geplante Deckelfarbe Grün wurde aufgrund des Einspruchs der Burschenschaft Carolina Prag nicht zugelassen, weshalb stattdessen eine gelbe Tellermütze getragen wurde (bis 1926).

Zum 15. Oktober 1908 wurde Saxo-Bavaria der Verbindungssitz im Hotel Benesch am Altstädter Ring „infolge der fortgesetzten Wühlereien der [Anm.: tschechischen] Radikalen“ gekündigt; Saxo-Bavaria übersiedelte in einen Raum des Hauses des „Deutschen Handwerkervereins“, Smetschkagasse 22, wo sie bis 1938 verblieb. Am 27./28. Oktober 1908 stieg das Publikationsfest mit Fahnenweihe. Auf akademischem Boden bestand für Saxo-Bavaria aber weiterhin das Verbot Farben zu tragen. Als sich die Verbindung jedoch bei den Tschechenkrawallen 1908/09 innerhalb der deutschen Korporationen Prags als standhaft bewies und auch dem Rektor der Deutschen Universität beistand, erhielt sie kurze Zeit später (März 1909) die formelle Anerkennung und konnte zum ersten Mal auf akademischem Boden offiziell auftreten. Anders als mit der Deutschen Universität zogen sich die Verhandlungen mit der Deutschen Technischen Hochschule noch länger hin, führten aber schließlich Ende 1909 auch dort zur Anerkennung von Saxo-Bavaria.

Erster Weltkrieg (1914–1918)[Bearbeiten]

Im Ersten Weltkrieg wurde der Verbindungsbetrieb weitergeführt. Jedoch mussten schon im ersten Kriegssemester, im Wintersemester 1914/15, die Chargen teilweise neu gewählt werden, da sich die Reihen der Aktiven durch Rekrutierungen schnell lichteten. Am 29. Oktober 1914 fiel der erste Bundesbruder; bis Kriegsende musste Saxo-Bavaria fünf weitere Bundesbrüder betrauern. Auch im Sommersemester 1915 wurden von der stark dezimierten Aktivitas Chargen gewählt. Zu Semesterende waren nur noch fünf Aktive ortsanwesend. Im WS 1915/16 wurde das Couleur abgelegt; an Veranstaltungen fanden nur noch Convente und eine Receptions- und Burschungskneipe statt. Im SS 1916 gab es keine Couleurveranstaltungen mehr. Im WS 1916/17 sank die Aktivenzahl von fünf auf drei Bundesbrüder; nunmehr standen 34 Saxen unter Waffen. Die Chargenwahlen wurden für die Kriegsdauer ausgesetzt und stattdessen ein Kriegsvertreter gewählt. Ab dem SS 1917 wurde der Kontakt unter den Bundesbrüdern im Feld durch die „Feldzeitung Saxo-Bavarias“ aufrechterhalten.

Zwischenkriegszeit (1918–1938)[Bearbeiten]

Kurz vor Kriegsende, am 28. Oktober 1918, wurde die Tschechoslowakei selbständiger Staat; die Deutschen durchlebten eine Zeit der Ungewissheit. Erst nach und nach gelang es den verbliebenen Bundesbrüdern, wieder einen regeren Betrieb durchzuführen. Im SS 1919 wurden wieder Chargen gewählt. Oberösterreich und Vorarlberg waren durch die Bildung des tschechischen Staates als Einzugsgebiet der Saxo-Bavaria verloren. Eine Zeitlang schien die Verbindung deshalb in ihrer Existenz gefährdet, doch stellten sich schon im WS 1919/20 Füchse aus Nordböhmen und dem Böhmerwald ein, sodass die Krise überwunden werden konnte. Allerdings musste der Altherrenverband geteilt werden: Für die Sudetenländer entstand in Prag ein Altherrenverband unter der Leitung von Rudolf Webersinke (Phil.-X bis 1923), für Österreich in Linz ein Altherrenverband unter der Leitung von Otto Richter (Phil.-X bis 1938).

1920 konnte nach sechsjähriger Unterbrechung wieder ein Stiftungsfest gefeiert werden und zwar in Reichenberg. Im gleichen Jahr unterstützte Saxo-Bavaria maßgeblich die Gründung der vierten PCV-Verbindung Nordgau Prag, obwohl zu diesem Zeitpunkt nur 18 Studierende aktiv waren. Durch die Trennung von der Vorarlberger Altherrenschaft war die Verbindung von deren Unterstützung abgeschnitten. Die finanziellen Nöte – oft konnte nicht einmal mehr die Budenmiete bezahlt werden – schwanden erst, als Herzog Heinrich Beaufort-Spontin, Schlossherr von Schloss Petschau bei Karlsbad, Saxo-Bavarias Schirmherr wurde. Wie alle PCV-Verbindungen keilte Saxo-Bavaria bei den sudetendeutschen Mittelschulverbindungen. So bezogen sie Füchse aus der Saxo-Bohemia zu Reichenberg/Nordböhmen, die ihre Bude im dortigen Kapuzinerkloster hatte. In Reichenberg feierte man 1927 auch das 20. Stiftungsfest. Als reichsdeutsche Patenverbindung fungierte ab 1925 Markommania Würzburg; von 1927 bis 1938 gab es rege gegenseitige Kontakte bis hin zum Austausch von Aktiven.

Saxo-Bavaria schloss sich 1927 bei der Gründung des 1. Sudetendeutschen CV diesem an, der als Arbeitsgemeinschaft im CV bestand und infolge der Gleichschaltung des reichsdeutschen CV am 14. Juni 1933 aus dem CV austrat. Am 15. April 1934 wurde als Ersatz für die Arbeitsgemeinschaft des SCV ein neuer, selbständiger 2. SCV gegründet, der „Sudetendeutsche Cartellverband der farbentragenden katholischen deutschen Studentenverbindungen“ (SCV), dem Saxo-Bavaria bei seiner Gründung beitrat und in dem sie bis zu seiner Auflösung im SS 1938 verblieb.

Als man 1937 das 30. Stiftungsfest beging, umfasste die Verbindung unter Philistersenior Leopold Landgraf (Phil.-x 1923-38) elf Ehrenmitglieder, 74 Urphilister, elf Bandphilister und 42 Urstudierende, zusammen also 138 Bundesbrüder. Angesichts des Erstarkens der deutschnational geprägten Sudetendeutsche Partei unter Konrad Henlein beriet Saxo-Bavaria am 15. Mai 1938 über die Zukunft der Verbindung. Unter Bedingung der Aufgabe des Katholizitätsprinzips wäre ein Fortbestand Saxo-Bavarias im gleichgeschalteten „Deutschen Turnerverband“ möglich gewesen. Stattdessen wurde einstimmig die Selbstauflösung beschlossen und noch im Laufe des Monats vollzogen: „Unter den gleichen Grundsätzen, unter denen sie gegründet wurde und gelebt hat, löst sich die K.D.St.V. Saxo-Bavaria auf“.

Zweiter Weltkrieg (1939–1945)[Bearbeiten]

Nach der Eingliederung des Sudetenlands in das Deutsche Reich pflegten die beiden AHV-Teile weiterhin vorsichtig Kontakt untereinander. In Reichenberg wurde im Haus des Philisterseniors ein privater Saxo-Bavaren-Stammtisch eingerichtet. Regelmäßige geheime Zusammenkünfte fanden bis 1945 statt. Zahlreiche Bundesbrüder erlitten während der NS-Zeit Unterdrückung und Verfolgung; drei Saxo-Bavaren waren in Konzentrationslagern inhaftiert. Verfolgte Mitglieder waren unter anderem[3][4]:


Gegenwart (1945–2007)[Bearbeiten]

Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde die Altherrenschaft in einen westdeutschen und in einen österreichischen Altherrenverband umstrukturiert. Beim CC anlässlich des 74. Katholikentages in Passau am 2. September 1950, wurden Philister aus beiden Altherrenverbände beauftragt, die Möglichkeiten zur Wiederbegründung einer Aktivitas in Ihrem Bereich zu prüfen. Da viele Alte Herren in der Zeit vor 1918 aus den deutschen Ländern der österreichisch-ungarischen Monarchie kamen und da nach 1945 eine bedeutende Anzahl Alter Herren aus der Tschechoslowakei vor allem nach Österreich vertrieben wurden, lag die Erwägung nahe, Saxo-Bavaria in Österreich wiederzubegründen. Die Vorarbeiten hierzu wurden vor allem vom Prager CV in Österreich (PCViÖ), einem eigenständigen AH-Verband innerhalb des ÖCV, unter der Führung von Dr. Bruno Helbig-Neupauer (R-B, S-B) durchgeführt.

Zu Weihnachten 1950 stand fest, dass Saxo-Bavaria wieder eine Aktivitas bekommen würde – und zwar in Wien als Traditionsverbindung der heimatvertriebenen Sudetendeutschen. Reaktivierungsburschen des Wiederbegründungsaktes am 3. Februar 1951 waren Helmut Marx (Aa), Waldemar Hankewitsch (AW), Dietbert Helbig-Neupauer (AW), Josef Herzog (AW), Otto Mayerhofer (Dan), Gunther Wadsack (Dan), Ernst Just (NbW), Walter Mahr (NdW), Richard Plaschka (NdW), Walter Stix (NdW), Walter Wieser (Rd) und Heinz Winter (Rd). Als provisorisches Verbindungsheim stand ein Raum in der Bude der KÖStV Austria-Wien zu Verfügung. Am 15. Juni 1951 wurde die Verbindung vollberechtigt in den ÖCV aufgenommen und als K.a.V. im Rahmen der 9. Cartellvollversammlung in Salzburg feierlich publiziert. Saxo-Bavaria erhielt die Nummer 9 in der offiziellen Reihenfolge des ÖCV. Am 27./28. Oktober 1951 beging man das erste Stiftungsfest in Wien. Das 50. Stiftungsfest fand im Juni 1957 mit einem Festkommers in den Wiener Sophiensälen seinen Höhepunkt.

Aus der Bude der Austria Wien konnte die Verbindung am 27. April 1952 ausziehen, als eine eigene Bude in der Schwindgasse im 4. Bezirk einweiht werden konnte. Elf Jahre später, beim 56. Stiftungsfest 1963, erfolgte die Schlüsselübergabe zur neuen Bude in der Lerchenfelderstrasse 14. In den Jahren von 1951 bis 1966 erlebte die Verbindung eine regelrechte Blütezeit; aufgrund der hohen Mitgliederzahlen war Saxo-Bavaria auch in der Lage, im Jahr 1961/62 das Präsidiums des Wiener Cartellverbandes zu übernehmen. Die Umwälzungen in der Studentenschaft des Jahres 1968 blieben jedoch auch auf Saxo-Bavaria nicht ohne Auswirkungen; im Herbst 1973 musste sich Saxo-Bavaria infolge eines drastischen Rückgangs und schließlich eines völligen Ausbleibens von Rezeptionen vertagen. Nach über drei Jahren rekonstituierte sich die Verbindung am 12. Januar 1977 jedoch wieder und feierte im Oktober des gleichen Jahres das 70. Stiftungsfest. Seit dem 92. Stiftungsfest im WS 1999/2000 nennt die Verbindung eine neue, große und stattliche Bude im vierten Stock des ÖCV-Hauses, Lerchenfelderstraße 14, ihr eigen. Vom 1. – 3. Juni 2007 feierte Saxo-Bavaria unter dem Jubelsenior Matthias Biricz v/o Ambrosius ein glanzvolles 100. Stiftungsfest mit einem Festkommers im Parkhotel Schönbrunn, dem über 320 Personen beiwohnten.

Bekannte Mitglieder[Bearbeiten]

Literatur[Bearbeiten]

  • Lexikon der CV- und ÖCV-Verbindungen. SH, ISBN 3-894-98040-0.
  • Walter G. Wieser: Geschichte des Cartellverbandes in Böhmen, Mähren und in der Bukowina. Wien 1967.
  • Hundert Semester Saxo-Bavaria Prag 1907–1957. Großschopf.
  • Ohne Furcht und ohne Zittern – 100 Jahre K.a.V. Saxo-Bavaria Prag in Wien. Wien 2007.

Quellen[Bearbeiten]

  1. Kurt A. Huber: Katholische Kirche und Kultur in Böhmen. Lit, ISBN 3-825-86687-4, S. 323.
  2. Friedhelm Golücke: Das akademische Leben von A-Z. Styria, ISBN 3-222-11793-4.
  3. Gerhard Hartmann: Für Gott und Vaterland. ISBN 3-784-03362-8.
  4. Herbert Fritz: Farbe tragen Farbe bekennen 1938–45. Katholische Korporierte in Widerstand und Verfolgung. Wien 1988.

Weblinks[Bearbeiten]


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