KÖHV Amelungia Wien

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Zirkel Karte
Amelungen Zirkel.png
Austria wien.svg
Basisdaten
Universität: Alma Mater Rudolphina Vindobonensis
Gründung: 19. Juni 1907
Verband: Österreichischer Cartellverband
Kürzel: Am!
Farben: Grün-Gold-Rot
K.Ö.H.V. Amelungia.PNG
Wahlspruch: Nunquam retro!
Website: amelungia.org/

Die Katholische Österreichische Hochschulverbindung Amelungia ist eine 1907 gegründete, nichtschlagende, farbentragende katholische Studentenverbindung. Sie ist Mitglied im Österreichischen Cartellverband (ÖCV).

Geschichte[Bearbeiten]

Die Anfänge (1907–1919)[Bearbeiten]

Die Amelungia geht aus einem im Herbst 1906 gegründeten Leseverein hervor und wurde am 19. Juni 1907 als akademisch-katholischer Studentenverein konstituiert.[1] Zu den Gründungsmitgliedern zählen neben Eugen Lanske vor allem Mitglieder anderer Verbindungen Die erste Bude befand sich in einem Haus in der Bäckerstraße im 1. Wiener Gemeindebezirk. Nach zwei Übersiedelungen wurde im Jahre 1910 ein neues Verbindungsheim in der Florianigasse bezogen. Den Bemühungen von Leopold Müksch, einem der Gründungsmitglieder, war es zu verdanken, dass Marie Henriette Gräfin Chotek (Schwester der Gattin des Thronfolgers) der Korporation eine kostbare Einrichtung zum Geschenk machte.[2]

Als Amelungia um das Aufzugsrecht auf der Universität ansuchte wurde ihr dies wegen der Parteinahme der Behörden für die deutschnationalen, schlagenden Verbindungen verwehrt. Amelungia ist eine nicht-schlagende Verbindung im ÖCV. Ungeachtet dieses Rückschlags hielt Amelungia den Betrieb aufrecht und nahm am akademischen Leben teil. Auch zeigte sie in der Wahrmundära am 20. Mai und 27. Juni 1908 Präsenz. In diesen Kampfzeiten glaubte Amelungia ihre Existenz als farbentragende Korporation besser durchsetzen zu können. Daher erfolgte am 24. Mai 1910 die Umwandlung des Vereines in die „Katholisch-österreichische Landsmannschaft Amelungia“. Dies bedeutete allerdings ein Abweichen von der ursprünglichen Gründungsidee. Am 10. Februar 1911 erfolgte die Umwandlung der Landsmannschaft in eine Verbindung.

Obwohl Amelungia dem Cartellverband nahe stand, war sie noch nicht Mitglied. Um durch den Beitritt zum Verband ihre Position zu festigen trat Amelungia im Winter 1912 zwecks Aufnahme in den CV erstmals in Verhandlungen. Der Anschluss wurde grundsätzlich beschlossen, jedoch von der Hauptversammlung des CV im September 1913 vorläufig zurückgestellt, da man Spannungen im WCV nicht noch verschärfen wollte und man Amelungia noch im inneren Ausbau wähnte, was sich insbesondere auch in der zweimaligen Änderung der Zielrichtung manifestierte. Diese Verzögerung wurde vermutlich dadurch verursacht, dass Amelungia die großösterreichische Idee verfolgte. Die großösterreichische Idee wurde von den meisten Verbindungen im WCV kritisch gesehen. Anfang Oktober 1913 wurde der Altherrenverband Amelungiae konstituiert, zu gleicher Zeit erschienen die ersten Nummern der Verbindungszeitung „Grün-Gold-Rot“.

Zwischenkriegszeit und Zweiter Weltkrieg (1919–1945)[Bearbeiten]

Im Ersten Weltkrieg fielen elf Bundesbrüder. Der Verbindungsbetrieb wurde durch den Krieg eingeschränkt: Während des Krieges amtierte statt des ChC ein Kriegsausschuss. Angesichts des Zerfalls des Habsburgerreichs wurde der Name wurde der Name „Katholisch-österreichische“ in „Deutschkatholische“ Studentenverbindung geändert. Anfang 1919 erhielt Amelungia das Aufzugsrecht auf der Universität. Im selben Jahr wurde neuerlich, auf Drängen des WCV, um Aufnahme in den CV angesucht.

Auf der 50. Cartellverbandsversammlung in Würzburg zur freien Vereinigung deklariert, wurde Amelungia auf der 51. Cartellversammlung in Regensburg als vollberechtigte Verbindung aufgenommen. Julius Raab (Senior der K.A.V. Norica), Richard Wollek, Robert Krasser und Engelbert Dollfuß (Senior der der K. Ö. H. V. Franco-Bavaria Wien.) wurden für die Bemühungen um Amelungias Aufnahme 1920 das Ehrenband verliehen.[3] Der Konflikt um die großösterreichische Frage kochte in den frühen 30er Jahren erneut auf, als im Sommersemester 1930 einige Alte Herren und Aktive aufgrund der großdeutschen Frage austraten und zur K.D.St.V. Pflug wechselten, die nach dem Zweiten Weltkrieg nicht mehr reaktiviert wurde.[4] Dies wurde im Nachhinein als "schmerzvolle Operation" begründet, die jedoch notwendig gewesen sei. Von Amelungen gingen zahlreiche Innitiativen in Politik und Gesellschaft aus. Seelsorger Karl Rudolf gründete den Katholisch Deutschen Akademikerausschuss, einen Vorgänger der Akademikerhilfe.

Nach dem Anschluss Österreichs und dem Einmarsch deutscher Truppen in Österreich am 12. März 1938 wurde Amelungia wie alle ÖCV-Verbindungen verboten und aufgelöst. Viele zuvor politisch aktive Mitglieder des ÖCV wurden zum Ziel des NS-Terrorherrschaft. Zwei Amelungen, Walter Caldonazzi, Mitglied der Gruppe Maier-Messner-Caldonazzi und Jakob Fried bezahlten ihren Widerstand gegen den Nationalsozialismus mit dem Leben.

In der Zweiten Republik (ab 1945)[Bearbeiten]

Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde die Verbindung umgehend reaktiviert. Es wurde ein Ehrengericht gebildet, welchem sich alle Verbindungsmitglieder stellen mussten, die während der Sistierung eines der vier Verbandsprinzipien gebrochen hatten. Ab dem Sommersemester 1948 wurden die Chargen erstmals vollständig von Nachkriegsburschen gestellt. Am Cumulativconvent vom 31. März 1946 wurde die Namensänderung in KÖHV Amelungia beschlossen. Bundeskanzler Leopold Figl wurde anlässlich eines Kommerses am 11. Mai 1946 das Ehrenband überreicht. In seiner Rede legte er vor 150 Bundes- und Cartellbrüdern ein begeistertes Bekenntnis zum CV und zum österreichischen Vaterland ab. Über ein offizielles Ansuchen wurde das 1938 ausgesprochene Verbot am 4. Juni 1946 zurückgezogen, so dass Amelungia seit diesem Tag wieder das volle Vereins- und Aufzugsrecht besitzt.

Die Verbindung entwickelte sich in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts zu einer der größten in Wien. Heute zählt sie über 400 Mitglieder. Ihr Status ermöglichte es der Amelungia, 1951 die Patronanz für die neu gegründete KÖHV Neostadia zu übernehmen.[5] Durch die Vermittlung der Amelungia konnte Neostadia bereits 1954 in den CV aufgenommen. Erwähnenswert ist, dass Mitglieder der Verbindung 1967/1968 den Grundstein für die Gründung der ÖCV-Bildungsakademie legten, einer Bildungseinrichtung, die allen Mitgliedern des EKV, aber auch Gästen, offensteht. Ferner stellt die KÖHV Amelungia die meisten lebenden Träger des ÖCV-Ehrenrings, eine der höchsten Ehrungen des ÖCV. Die Mitglieder der Verbindung waren immer wieder gesellschaftspolitisch und religiös aktiv. Jahrzehntelang war mit Ernst Kallinger (1943–2014), ein Amelunge, Seelsorger des Wiener Cartellverbands[6], Gernot Wisser SJ ist Seelsorger des ÖCV[7]. Mit Josef Zemanek ist ebenfalls ein Mitglied der Verbindung Präsident der Arbeitsgemeinschaft katholischer Verbände Österreichs[8]. Herbert Kaspar fungiert als Herausgeber der ÖCV-Zeitschrift Academia.[9]

2011/2012 stellte Amelungia das WCV-Präsidium.[10] Das Präsidium setzte einen Schwerpunkt auf die Kontaktbildung innerhalb des WCV.[11]

Violette Redoute[Bearbeiten]

Die Violette Redoute ist eine jährlich von der Amelungia ausgetragene Tanzveranstaltung, die sich zu einem Fixpunkt der Wiener Ballsaison entwickelt hat. Erstmals fand die Violette Redoute 1912 als Amelungenkränzchen statt. 1931 beschloss die Amelungia, gemeinsam mit der e.V. Babenberg einen Ball abzuhalten. Da die Deckelfarbe beider Verbindungen violett ist, entstand der Name "Violette Redoute". Nach einer Unterbrechung durch die Kriegswirren fand 1951 erstmals wieder eine Violette Redoute statt. Als Ehrengäste konnten Figl und Raab begrüßt werden. Die Violette Redoute fand unter anderem im Münchnerhof, Palais Auersperg, Parkhotel Hietzing, Marriot, Palais Schwarzenberg und gegenwärtig dem Palais Ferstel statt. Die Violette Redoute ist heute einer der wenigen verbliebenen Studentenbälle.[12]

Bekannte Mitglieder[Bearbeiten]

(Quelle unter[13])

Ehrenmitglieder (Auswahl)[Bearbeiten]

Ehrenmitglieder sind meist bekannte Persönlichkeiten, die der Gesinnung weltanschaulich nahestehen und daher die Mitgliedschaft als Ehrung verliehen bekommen und angenommen haben. Der Übersichtlichkeit halber werden hier nur einige Personen genannt.

Siehe auch[Bearbeiten]

Literatur[Bearbeiten]

  • Der Amelungen Hort. Festschrift zum 15. Stiftungsfest der deutschen katholischen Studentenverbindung „Amelungia". Redigiert von Josef Tzöbl. Herausgegeben vom Studentensekretariate. Wien 1921.
  • Deutsche Katholische Studentenverbindung Amelungia: 25 Jahre CV Amelungia. Wien, 1932

Weblinks[Bearbeiten]

Einzelnachweise[Bearbeiten]

  1. Gerhard Hartmann: Der CV in Österreich, Lahn-Verlag, 2001, ISBN 3-7840-3229-X, S. 34
  2. Horst Haselsteiner: Die ersten 50 Jahre in: 100 Jahre Katholische Österreichische Hochschulverbindung Amelungia im ÖCV, Wien 2007, S. 20
  3. Horst Haselsteiner: Die ersten 50 Jahre. In: 100 Jahre Katholische Österreichische Hochschulverbindung Amelungia im ÖCV. Wien 2007, S. 38
  4. Robert Rill: CV und Nationalsozialismus in Österreich, Geyer, 1987, S. 51
  5. Entstehungsgeschichte der KÖHV Neostadia
  6. http://www.oecv.at/?page=03-01-01&id=1733
  7. Etwa: http://www.oecv.at/?page=03-01-01&id=358
  8. http://www.akv.or.at/index.php?id=16
  9. http://www.academia.or.at/index.php?id=15
  10. Präsidium 2011/12 Amelungia
  11. 105er
  12. Kantusch: Violette Redoute – Der Amelungenball im Herzen Wiens
  13. Siehe ÖCV Gesamtverzeichnis
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