Johannes Thiemer

Aus MARJORIE-WIKI
Wechseln zu: Navigation, Suche

William Johannes Thiemer (* 30. Oktober 1882 in Plauen bei Dresden[1]; † 1956[2]) war ein deutscher Studienrat und Turnfunktionär.[3]

Leben[Bearbeiten]

Thiemer, ev.-luth. Konfession geboren, besuchte für drei Jahre die Plauener Dorfschule und danach weitere drei Jahre die IV. Bezirksschule in Dresden, von Ostern 1895 bis 1899 dann die dortige erste städtische Realschule. Seine schulische Laufbahn schloss er mit dem anschließenden Besuch der Obersekunda an der Dreikönigschule ab, an der er 1902 sein Reifezeugnis erhielt. Danach absolvierte er an der Universität Leipzig ein Studium der „neueren Sprachen“ und der Germanistik. 1905 wurde er in Leipzig mit einer Arbeit über Antoine de La Fosse zum Dr. phil.[4] promoviert,[5], die er 1906 auch verlegen ließ.[6][7] In dieser Arbeit behandelte er laut dem Kritischen Jahresbericht über die Fortschritte der Romanischen Philologie (1911) La Posse erstmals eingehender.[8]

Später gehörte er dem Vorstand der Deutschen Turnerschaft an und war deren 3. Vorsitzender. In dieser Funktion folgte ihm am 12. Mai 1933 Major a. D. Franz Breithaupt.[9] Zudem führte Thiemer den größten deutschen Turnkreis[10], den Turnkreis Sachsen, bei dem er 1910 als Geschäftsführer begann.[11]

Thiemer bekannte sich früh zum Nationalsozialismus.[12] Nach der Reichstagswahl März 1933 betonte er ausdrücklich die „Aufbauarbeit“ der Deutschen Turnerschaft für die „nationale Erhebung“ der NSDAP.[13] Am 11. Mai 1933 veröffentlichte Der Turner aus Sachsen im Namen der Sächsischen Turnerschaft eine Anweisung an die Vereine betr. restlose Einführung des Arierparagraphen, zu der Thiemer eine Klarstellung verfasste.[14] Am 1. September 1933 wurde er Mitglied des Nationalsozialistischen Lehrerbundes.[15]

In den Adressbüchern Dresdens ist er von 1909 bis zum Ende des Zweiten Weltkriegs mit Wohnort in der Dresdner Kronenstraße 17 und der Berufsbezeichnung „Realschullehrer[16], ab 1915 als „Realschuloberlehrer[17], ab 1919 als „Gymnasialoberlehrer[18] sowie ab 1920 als „Studienrat“ auffindbar.[19][20]

Veröffentlichungen (Auswahl)[Bearbeiten]

  • Antoine de La Fosse, Sieur d'Aubigny als Tragiker, Dr. Seele & Co, Leipzig 1906. (zugl. Dissertation von 1905)
  • Turnen, Spiel und Sport. In: Das Buch der Stadt Dresden. Industrie-und Verkehrsverlag, Dresden 1926, S. 183–192.
  • als Hrsg.: Bauberatungsbuch für Turnvereine. Verlag Turnkreis Sachsen, Dresden 1928.

Weblinks[Bearbeiten]

Einzelnachweise[Bearbeiten]

  1. Gustav Busch: Bulwers Jugendliebe und ihr Einfluss auf sein Leben und seine Werke. Druck von A. Hille, 1899, S. 27.
  2. vergl. Markus Friedrich (Bearb.): Findbuch Archivbestand, Schwäbischer Turnerbund e.V., Laufzeit (1807) 1899–2002. Institut für Sportgeschichte Baden-Württemberg e.V., Maulbronn 2016, S. 97. (PDF)
  3. Vorstandssitzung der Deutschen Turnerschaft.. In: Badische Presse vom 28. Mai 1927, S. 7.
  4. Eintrag im Adreßbuch für Dresden und Vororte. 1933, Tl. 1, S. 807. Digitalisat
  5. Lebenslauf in seiner Diss. von 1905, S. 95.
  6. Das literarische Echo, Nr. 8., Egon Fleischel, Stuttgart 1906. S. 1053.
  7. Zeitschrift für französische Sprache und Literatur. Nr. 30 (1906), S. 88–116.
  8. Kritischer Jahresbericht über die Fortschritte der Romanischen Philologie. Nr. 11 (1911), R. Oldenbourg, 1911, S. 172.
  9. Major Breithaupt im Vorstand der Deutschen Turnerschaft. In: Das Archiv – Nachschlagewerk für Politik, Wirtschaft, Kultur. Nachtragsband, Bd. 1, 1933, S. 460.
  10. Der Plan des 20. deutschen Turntages; In: Badische Presse vom 26. September 1929. S. 9.
  11. In: Körperliche Erziehung – Zeitschrift für reales Leben, Bde. 6–8, 1910, S. 279.
  12. Hartmut E. Lissinna: Nationale Sportfeste Im Nationalsozialistischen Deutschland. Palatium-Verlag, 1997, S. 55.
  13. Christian Becker, Bernd Wedemeyer-Kolwe, Angelika Wolters: Geschichte des Turnens in Norddeutschland. LIT Verlag, Münster 2017, S. 172.
  14. Lorenz Peiffer, Henry Wahlig: „Unser Verein ist judenfrei!“ Ausgrenzung im deutschen Sport. Walter de Gruyter, 2017 (S. 148 f.)
  15. Personalunterlagen im Berlin Document Center (heutiges Bundesarchiv Berlin)
  16. Adreßbuch für Dresden und seine Vororte. 1909, 1. Tl., S. 931. (Digitalisat)
  17. Adreßbuch für Dresden und Vororte. 1915, 1. Tl., S. 991. (Digitalisat)
  18. Adreßbuch für Dresden und Vororte. 1919, 1. Tl., S. 785. (Digitalisat)
  19. Adreßbuch für Dresden und Vororte. 1920, 1. Tl., S. 809. (Digitalisat)
  20. z. B. Eintrag im Adreßbuch der Gau- und Landeshauptstadt Dresden, Freital-Radebeul, mit umliegenden 6 Städten und 24 Gemeinden . 1943, Tl. II, S. 885. (Digitalisat)
Info Sign.svg Dieser Wikipedia-Artikel wurde, gemäß GFDL, CC-by-sa mit der kompletten History importiert.