Johann Litwinski

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Johann Litwinski (* 8. Juli 1884 in Rowinitza / Graudenz; † 1949) war als Kriminalobersekretär Leiter der Außendienststelle (AD-Stelle) Oberhausen der Staatspolizeileitstelle Düsseldorf[1] der Geheimen Staatspolizei (Gestapo).

Laufbahn bei der Polizei[Bearbeiten]

Nach Besuch der Volksschule und Ausbildung in einer Lehre bewarb er sich als als Kriminalassistent bei der Polizei.[2] Danach war er ab 1. April 1911 Schutzmann bei der Polizei in Oberhausen.[3] Von 1914 bis 1917 diente er als Soldat im Ersten Weltkrieg. Danach trat er in Oberhausen wieder in den Polizeidienst. Im Jahre 1923 wurde er zur Kriminalpolizei in Oberhausen versetzt.

Bei der Kriminalpolizei war er auch ab 1931 mit Aufgaben der politischen Polizei beauftragt, wobei er linke Parteien überwachte und überprüfte.[4]

Laufbahn bei der Gestapo[Bearbeiten]

Ab dem 1. April 1934 gehörte er der Gestapo an und wurde gegen Ende 1934 Leiter der AD-Stelle Oberhausen der Gestapo[5]. In folgenden Jahren nahm er diese Funktion als Leiter der AD-Stelle Oberhausen ein[6]:

  • 1936 bis November 1937
  • Mai/Juni 1938 bis 1943 oder 1944

In den Zwischenzeiten wurde die Leitung von Kriminalkommissaren übernommen. In seiner Dienstzeit in Oberhausen war Litwinski an der Verfolgungung und Misshandlung von Sozialdemokraten, Kommunisten und Mitgliedern der Deutschen Zentrumspartei[7] beteiligt. Weiterhin befehligte und beteiligte er sich an Aktionen und Deportationen der jüdischen Bevölkerung. Da er in der NS-Zeit weiterhin in der katholischen Kirche Mitglied war, konnte er erst ab dem 1. Mai 1937 in der NSDAP Mitglied werden.

Kriegsende und Spruchkammerverfahren[Bearbeiten]

Vor den anrückenden US-Streitkräften flüchtete er nach Brakel bei Höxter, wo er ab dem 20. März 1945 wohnte. In die Internierungshaft kam er ab dem 22. Mai 1945. Ab dem 26. Februar 1948 kam es in Hiddesen bei Detmold gegen ihn zu einem Verfahren vor der Spruchkammer.[8] In der Verhandlung stellte er sich als Opfer der NS-Zeit dar, der vielen Verfolgten vor der NS-Diktatur geholfen habe. Außerdem habe er selbst darunter gelitten:

„Dass Menschen ins KZ kamen, hat mich so aufgeregt, dass ich schwer herzkrank wurde.“

Johann Litwinski

Mehrere Zeugen, darunter ein ins KZ überführter Kaplan, sagten in dem Verfahren aus, dass er und auch andere Geistliche in Litwinski einen Spitzel beim Besuch der Gottesdienste sahen. Andere Zeugen belasteten Litwinski schwer, dass er am 5. März 1933 am Tod von de Longueville und Claßen mitschuldig gewesen sei.[3]

Die Spruchkammer verurteilte ihn zu drei Jahren Haft. Der Vorsitzende der Spruchkammer betonte aber, dass Litwinski nicht wegen seiner Verbrechen verurteilt worden sei. Das wäre die Aufgabe eines ordentlichen Gerichts. Dazu kam es jedoch nicht mehr, weil Litwinski 1949 bereits verstorben war.

Einzelnachweise[Bearbeiten]

  1. Staatspolizeileitstelle Düsseldorf
  2. Holger Berschel: Bürokratie und Terror - Das Judenreferat der Gestapo Düsseldorf 1935-1945. Klartext, Essen 2001, ISBN 3-89861-001-2, S. 96.
  3. 3,0 3,1 Dieter Kusenberg: Lucian (Lutz) Damianus Wysocki: Der ungesühnte Aufstieg vom Polizeipräsidenten zum SS-General im Osten. Laufen, Oberhausen 1999, ISBN 3-87468-163-7, S. 152.
  4. Clemens Heinrichs (Hrsg.): Eine keine reine Stadtgesellschaft - Oberhausen im Nationalsozialismus 1993 bis 1945. Laufen, Oberhausen 2012, ISBN 978-3-87468-285-5, S. 117.
  5. Clemens Heinrichs (Hrsg.): Eine keine reine Stadtgesellschaft - Oberhausen im Nationalsozialismus 1993 bis 1945. Laufen, Oberhausen 2012, ISBN 978-3-87468-285-5, S. 116.
  6. Holger Berschel: Bürokratie und Terror - Das Judenreferat der Gestapo Düsseldorf 1935-1945. Klartext, Essen 2001, ISBN 3-89861-001-2, S. 94.
  7. Deutsche Zentrumspartei
  8. "Mich ekelt das Ganze an, Herr Vorsitzender". In: Neue Ruhr-Zeitung. 19. Juni 1948.
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