Jürg Weis

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Jürg Dieter Weis (* 1946; † 22. August 1988 in es:Ilobasco) war ein schweizer Missionar der de:Befreiungstheologie, der in El Salvadaor einem de:Politischer Mord zum Opfer fiel.

Version der salvadorenischen Armee[Bearbeiten]

Am 22. August 1988 starb in El Salvador der Schweizer Internationalist Jürg Weis. Die de:Fuerza Armada de El Salvador behauptete: Er sei bewaffneter Terrorist der de:Frente Farabundo Martí para la Liberación Nacional gewesen und zusammen mit zwei anderen Guerilleros »im Gefecht gefallen«, Die Leiche von Weis wies neun Einschüsse im Rücken auf. Sein Kopf und sein Gesicht waren völlig zerstört. Das de:Eidgenössisches Departement für auswärtige Angelegenheiten übernahm die Version der salvadorenischen Armee. Lediglich angezweifelt wurde, daß Jürg Weis bewaffnet gewesen sei. Das de:Kabinett Kohl III antwortete auf Nachfrage, dass nach ihren Informationen Jürg Weis durch einen Kopfschuß aus 50 m Entfernung getötet worden sei. Die US-Botschaft in San Salvador unter de:Robert White (Diplomat) streute die gleiche Version. Offizielle Stellen wollten Beweise sehen, sollte der Tod von Jürg Weis nicht folgenlos bleiben.

Untersuchungsdelegation Jürg Weis[Bearbeiten]

  • Am 10. Januar 1989 präsentierte eine europäische Untersuchungsdelegation in San Salvador, Zürich und München die Ergebnisse ihrer Recherchen, die sie im September 1988 in El Salvador durchgeführt hatte.[1]
  • Die Ergebnisse der Autopsie der Leiche und Nachforschungen vor Ort ergaben:
    • Jürg Weis ist nicht im Gefecht gefallen, sondern ermordet worden.
    • Er war noch am Leben, als ihm ein Stich in die Herzgegend versetzt wurde und als man ihm mit brutaler Gewalt wenigstens vier Rippen brach.
    • Er hat wahrscheinlich noch immer gelebt, als sie ihm schließlich den Schädel völlig zertrümmerten.
    • Die Einschüsse im Rücken erfolgten aus kurzer Distanz, wahrscheinlich auf den am Boden liegenden Körper.
    • Weiter ist erwiesen , daß der tote Körper von Jürg Weis durch Menschenhand geschändet wurde durch Abziehen der Hals- und Gesichtshaut , durch Abschneiden der Ohren und Herausschneiden eines Teils der rechten Lende, sowie durch Abtrennung der Gehirnmasse ...
    • Die Art der Verstümmelung, die von geübter Hand vorgenommen wurde , verweist ... auf Praktiken der als Todesschwadrone bekannten Spezialeinheiten von Armee und Sicherheitskräften.
    • Ein Kopfschuß ist ausgeschlossen.
    • Es gibt Indizien für eine Überwachung von Jürg Weis und Beweise für die vom Generalstab der Armee angeordnete Vertuschung des Mordes gegenüber der Delegation, der eine ausgefeilt falsche Version über die Umstände der Tode von Jürg und seiner Begleiter gebastelt und präsentiert wurde.
  • 1988 unternahmen die de:Fuerza Armada de El Salvador eine zunehmende Repression, Verhaftungen, Ausweisungen sowie eine gezielte Denunziations-Kampagne von Ausländern.
  • Jürg Weis war der erste Ausländer, der unter der christdemokratisschen Regierung ermordet wurde, deren Hauptaufgabe seit 1984 darin besteht, vor allem im internationalen Rahmen politische Unterstützung für die US - amerikanische Variante der de:Aufstandsbekämpfung einzuwerben.
  • Weis' Tod war die Konsequenz eines Kräftemessens innerhalb der Armee und zwischen Regierung und Teilen der Armee, das zugunsten derjenigen entschieden wurde die fernab jeden Bemühens um Legitimation freie Bahn für ihre Art der Kriegsführung beanspruchen.
  • Die zahlreichen Umbesetzungen im Militär während des letzten Jahres zugunsten der Hardliner, die in der Absetzung des regierungstreuen und US-loyalen Generalstabschefs Adolfo Onecíforo Blandón (* 1933) gipfelten, hatten den Charakter eines kalten Putsches gegen die christdemokratische Regierungspolitik, die aufgrund ihrer inneren Spaltung und Korruption ohnehin am Ende ist.
  • Der Wahlsieg der ultrarechten de:Alianza Republicana Nacionalista im März 1988 bei den Kommunal- und Parlamentswahlen war das politische Äquivalent zur faktischen Machtübernahme der Falken in der Armee.
  • Sollte de:Alianza Republicana Nacionalista die neue Regiergung stellen, was kaum jemand bezweifelt, kommen auch auf die Deutsche Bundesregierung erhebliche Probleme zu. Parteipolitisch ist sie der de:Partido Demócrata Cristiano (El Salvador) verbunden, die sie seit Jahren über die CDU-nahe de:Konrad-Adenauer-Stiftung finanziert und mitdirigiert. Außenpolitisch ist sie ihrem Bündnispartner USA verpflichtet, dessen politische Vorgaben in der Zentralamerikapolitik sie bisher stets bedenkenlos folgte. In Zukunft wird sie wohl das politische Kunststück vorturnen, sowohl die Opposition als auch die Regierung unterstützen zu müssen.
  • Der Untersuchungsdelegation wurde auf Anfrage beim Auswärtigen Amt jede Unterstützung durch die Botschaft vor Ort für die Pressekonferenz in San Salvador am 10. Januar 1989 verweigert. Das de:Auswärtiges Amt unter de:Hans-Dietrich Genscher entschied, keine Hilfe zu geben, da die Botschaft schon genug Probleme habe.
  • Anfang September 1989 wurde der bundesdeutsche Botschafter Joachim Neukirch aus Sicherheitsgründen nach Bonn zurückgerufen. Er war von Todesschwadronen bedroht worden.
  • Man riet der Delegation dringend, von ihrem Vorhaben Abstand zu nehmen.
  • de:Gabriele Gottwald ist Mitglied der Untersuchungskommission.
  • Der Untersuchungsbericht kann bezogen werden über : Informationsstelle El Salvador , Oscar - Romero - Haus , Heerstraße 203, 53 Bonn [2]

Innenpolitische Situation in El Salvador[Bearbeiten]

Anmerkungen[Bearbeiten]

Einzelnachweise[Bearbeiten]

  1. Mittwoch, 11.Januar 1989, Wie eine Untersuchungskommission gestern bekannt gab, fiel der Schweizer Theologe Jürg Weis im August 1988 in El Salvador einem Mord zum Opfer. Weis wurde ermordet Zürich (AP) Der Schweizer Jürg Weis, der im August 1988 in El Salvador ums Leben kam, ist von den dortigen Sicherheitskräften »ergriffen und anschliessend ermordet» worden. Mittwoch, 11. Januar 1989, [1]
  2. de:Gabriele Gottwald in de:Konkret (Zeitschrift), 1989, S. 8
  3. Interpellation Fetz, Ermordung von Jürg Weis, in El Salvador, Assassinat de Jürg Weis au Salvador, Siehe Jahrgang 1988, Seite 1961 - Voir année 1988, , page 1961; companeros-pedrito-y-jurg-dieter-weis, [2]
  4. El Salvador ehrt Jürg Weis. Die Frühgeborenenstation im Spital von Santa Ana, 18. Mai 2017, Die Frühgeborenenstation im Spital von Santa Ana bekommt den Namen des 1988 ermordeten Schweizer Internationalisten. Von Toni Keppeler, Santa Ana [3] Zentralamerika Sekretariat, Zürich, 22. August 2024, [4]

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