Irene Müller (Künstlerin)

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Irene Müller (* 11. Februar 1962 in Ulm) ist eine deutsche Malerin, Bildhauerin, Video- und Aktionskünstlerin.

Leben[Bearbeiten]

Irene Müller begann 1981 ein Jurastudium in Freiburg im Breisgau, studierte dann ab 1984 Malerei bei Roland Schauls an der Freien Kunstschule in Stuttgart und ab 1986 Kommunikationsdesign und Malerei an der Hochschule Augsburg. 1987 studierte Müller schließlich Visuelle Kommunikation an der Merz Akademie Stuttgart und schloss mit Diplom ab.

1990 richtete sie ein künstlerisches Atelier ein und war parallel zu ihrer künstlerischen Arbeit bis 2014 als Art-Direktorin für ein Designbüro sowie im Bereich Grafik in Verlagen tätig.

2003 begegnete Müller über die Fotokünstlerin Gabi Engelhardt Christoph Schlingensief. Aus dieser Begegnung entstand eine Zusammenarbeit mit dem Aktions- und Bühnenkünstler. Das erste Projekt mit Schlingensief war im Rahmen des Projekts Church of Fear der Pfahlsitzwettbewerb auf der 50. Biennale von Venedig im Jahr 2003. Weitere Kunst-Aktionen im Rahmen des Projektes Church of Fear hießen Schreitender Leib und das Abendmahl am Schauspiel Frankfurt. Den Abschluss der Mitarbeit mit Schlingensief bildete die Theaterproduktion Bambiland nach Elfriede Jelinek am Burgtheater Wien.

Seit 2014 arbeitet Irene Müller ausschließlich als Malerin, Bildhauerin, Video- und Aktionskünstlerin. Sie lebt und arbeitet in Stuttgart.

2015 gründete Irene Müller zusammen mit Diethard Sohn das Label Müller & Sohn, das sich laut den beiden Künstlern als ästhetisches Experimentier- und Forschungslabor im Spannungsfeld von Malerei, Bildhauerei, Fotografie und Videokunst versteht." Im Mittelpunkt ihrer Arbeit steht "die Auseinandersetzung mit der Natur, ihrer Phänomene und der Veränderungen, die sie durch den Eingriff des Menschen erfährt".

Werk[Bearbeiten]

Die ursprüngliche Grundlage zu Irene Müllers Werkkanon bildeten Webcams, deren dauerhafter Einsatz Videosequenzen und Bilder in nahezu seriellem Ausgabeformat liefert. Müller nutzte zufällig im Internet gefundene Webcams und deren Bildmaterial als Grundlage für ihre Skizzen und deren malerische Umsetzung.

Das digitale found Footage wird abstrahiert, neu komponiert und uminterpretiert. Aus anonymen digitalen Einzelbildern entstehen analoge malerische Originale. Die Arbeit am Bild führt so zu einer kontextuellen Auseinandersetzung an der Schnittstelle von Fotografie und Malerei. In diesem Kontext entstanden auch zahlreiche Videoarbeiten.

Aus analogem found Footage entstand das Vietnam Projekt. Müller fand während ihrer Asienreise 1995 auf einem Müllhaufen an die tausend Passfotonegative von Menschen aus Hoi-An und Umgebung. Darunter Passfotoaufnahmen aus der französischen Kolonialzeit der 1950er Jahre. Diese dienten Müller zur Vorlage für die Umsetzung in die Malerei. Müller arbeitet noch heute an diesem Projekt.

Im Jahr 2004 fand Müller in Ladakh (Nordindien) ebenfalls Passfotos von Absolventinnen der Mahabodhi School in Leh und nutzte auch diese als Vorlagen für eine Transformation in Malerei: die Mahabodhi Girls. 2007 entstand während mehrmaliger Aufenthalte in Kalifornien durch die eigene Beobachtung urbaner Anlagen die Gemäldeserie Promenaden.

Ab 2012 begann Müller das Wildschweinprojekt, basierend auf zahlreichen Fotos der Wildkamera eines Jägers. Dieses künstlerische Experiment entwickelte sich zu dem Projekt, das Superwildvision, das bislang im Schwarzwald, am Stadtrand von Stuttgart und auf über 2300 m Höhe in den Zillertaler Alpen, Österreich durchgeführt wurde. Im Sommer 2018 begann das vierte Projekt der Superwildvision in der Nähe von Windhoek, Namibia.

Superwildvision hat den Charakter eines Forschungsprojekts, das sich an der Schnittstelle von Kunstwahrnehmung bei Tieren und intermedialer Gestaltung bewegt. Die Tiere werden während der mehrmonatigen Dauer des Projekts durch eine Wildkamera (Infrarotkamera) gefilmt. Damit wird das Verhalten der Tiere dokumentiert. Dieses Footage wertet die Künstlerin aus und extrahiert daraus Filmstills. Diese dienen ihr wiederum als Vorskizze für die darauffolgende Umsetzung in Malerei. Das gemalte Bild bekommt so auf mehrfache Art und Weise eine Bedeutung. Zum einen dient es als „Anschauungsobjekt“, zum anderen entstehen daraus in einer Interaktion Bilder, die sich thematisch auf die Geschehnisse vor der Kamera beziehen. Ausschnitt- und momenthaft bannt Irene Müller ihre Motive auf die Leinwand. Ungewöhnliche Ausschnitte und Situationen spiegeln das Medium Video wider, das den Arbeiten zugrunde liegt. So durchläuft das Werk mehrere Phasen, bis es am Ende sein endgültiges Format erreicht hat. Virtuos und bunt, leicht und spielerisch tauchen die Tiere auf den Bildern auf – ganz im Gegensatz zur Situation, unter der die originären Filmbilder entstanden sind.

Ausstellungen[Bearbeiten]

Einzelausstellungen[Bearbeiten]

  • 2016: Kunstverein Ludwigsburg, Müller & Sohn mit dem Projekt WEGE – Alpen[1]

Gruppenausstellungen[Bearbeiten]

  • 1999: Haus der Kulturen der Welt, Berlin, Prüss & Ochs Galerie Berlin-Beijing, Ausstellung GAP VIET NAM, Katalog
  • 2003: Mitarbeit beim Projekt Church of Fear von und mit Christoph Schlingensief (Pfahlsitzwettbewerb Biennale Venedig, Frankfurt / Schreitender Leib, von Köln nach Frankfurt, / Abendmahl Schauspiel Frankfurt) und Theaterproduktion Bambiland nach Elfriede Jelinek, Regie Christoph Schlingensief, Burgtheater Wien
  • 2008: Kunstverein Ludwigsburg, Evolution, Katalog
  • 2010: Württembergischer Kunstverein Stuttgart
  • 2013: Württembergischer Kunstverein Stuttgart, Das Antlitz[2]
  • 2015: Künstlerverein Walkmühle[3]
  • 2015: Kunstverein Ludwigsburg
  • 2015: Donaueschinger Regionale 2015, Katalog
  • 2017: Württembergischer Kunstverein Stuttgart, Präsenz, Kritik, Utopie; Müller & Sohn mit dem Projekt Spurensuche[4]
  • 2017: Donaueschinger Regionale 2017, Müller & Sohn mit dem Projekt WEGE – Alpen, Katalog[5]
  • 2019 Kunstausstellung „Personal Structures - Identities“ im Palazzo Mora in Venedig unter dem Label Müller & Sohn (Mai – November 2019)

Literatur[Bearbeiten]

  • 1997: Ursel Schiemann, Irene Müller: Die Leute von Hoi An. Porträts von Thai Te Thong. In: Du, Band 57, 1997, Heft 7–8 Juli/August, S. 42–43. (Online auf e-periodika der ETH Zürich), enthält einen Beitrag zum Vietnam-Projekt

Weblinks[Bearbeiten]

Einzelnachweise[Bearbeiten]

  1. Künstler im Salon. Abgerufen am 13. März 2019.
  2. Württ. Kunstverein Stuttgart: Einführung. Abgerufen am 13. März 2019.
  3. 18.09.–18.10.2015 Ausstellung „vom jung und alt sein“. Abgerufen am 13. März 2019.
  4. Württ. Kunstverein Stuttgart: Präsenz, Kritik, Utopie. Abgerufen am 13. März 2019.
  5. Donaueschinger Regionale präsentiert 39 Künstler. Abgerufen am 13. März 2019.
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