Heinrich Hörner

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Heinrich Hörner (* 28. Februar 1888 in Nassig /Kreisstadt Wertheim) war ein Angehöriger der Geheimen Staatspolizei (Gestapo) in der Dienststelle der Staatspolizeileitstelle Karlsruhe, der sich besonders in der Verfolgung von Mitgliedern der Zeugen Jehovas[1] hervortat.

Werdegang[Bearbeiten]

Als Sohn eines Landwirts besuchte er die Volksschule und bildete sich ab 1906 weiter mit landwirtschaftlichen Kenntnissen. So besuchte er die Winterschule in Tauberbischofsheim. Danach erlernte er Kenntnisse im Obstanbau auf dem Augustenberg in Durlach[2]. Dann ging er nach Heidelberg, um Gärtner zu werden.

Von 1910 bis 1913 war er Soldat bei der II. Marinedivision in Wilhelmshaven.

Polizeidienst und Gestapo-Angehöriger[Bearbeiten]

Im Juni 1914 wurde er Angehöriger der Badischen Schutzpolizei. Im Jahr 1919 wurde er im Fahndungsdienst der Polizei eingesetzt. Seit Beginn der zwanziger Jahre kam er zur politischen Polizei mit dem Dienstgrad eines Kriminalsekretärs. Nach Bildung der Gestapo in Karlsruhe bildete er mit Jacob Münch, Emil Haas und Adam Eisenhauer ein Spezialkommando, das Mitglieder der Linksoppostion gegen das NS-Regime verfolgte[3]. Mitglied der NSDAP war er am 1. Mai 1933 (Mitglied Nr. 2 451 693) geworden. Auch trat er der SS bei. Zuletzt führt er den Dienstgrad eines SS-Untersturmfbannührers[4]. Hörner war wegen seiner Brutalität gefürchtet und wurde in Prag deshalb in einer Liste der Exilopposition aufgeführt.

Ab 1937 gehörte er der Abteilung X. (Referat "Ernste Bibelforscher") der Gestapo Karlsruhe an, die sich auf die Verfolgung von Mitgliedern von Zeugen Jehovas spezialisiert hatte. Hörner entwickelte in den folgenden Jahren Verhör- und Ermittlungsmethoden, um immer mehr Mitglieder der Bibelforscher zu überführen[5]. Hörner galt letztlich als landesweiter Spezialist bei der Überführung der Zeugen Jehovas[6].

Überliefert ist die spektakuläre Verfolgungsjagd auf die vierfache Mutter Ernestine Johanna Reuotto, die Hörner in einem Zug verhaftete und in das Karlsruher Gefängnis verbrachte.[7]. Immer wenn es galt, gegen die Bibelforscher brutale Methoden einzusetzen, war der Karlsruher Hörner mit seinen Kollegen in den Gestapo-Dienststellen in Baden gefragt.

Kriegsende und Folgen[Bearbeiten]

Bei Kriegsende flüchtete er nach Bayern und wurde in Füssen verhaftet und ab Juni 1945 interniert. Im Rahmen der Entnazifizierung wurde er im Verfahren vor der Spruckammer Nordbaden schwer belastet. So habe er am 31. Januar 1935 in einer Zelle des Rathauses in Karlsruhe einen Regime-Gegner schwer mißhandelt. Der Zeuge Josef Seitz beschuldigte Hörner, bei einer Hausdurchsuchung "wertvolle Bücher mitgenommen" zu haben. Nach anderen Aussagen wurde er alls "Gespenst" und als "Bestie" charakterisiert[8].

Hörner führte zuletzt den Dienstgrad eines Kriminal-Bezirks-Obersekretärs.Im Jahre 1940 wohnte er in Karlsruhe in der Tullastraße 80.

Einzelnachweise[Bearbeiten]

  1. Zeugen Jehovas im NS-Regime in der deutschsprachigen wikipedia
  2. Obstbauschule in Durlach in der deutschsprachigen wikipedia
  3. Michael Stolle, Die Geheime Staatspoluei in Baden - Personal, Organisation, Wirkung und Nachwirken einer regionalen Verfolgungsbehörde im Dritten Reich, Konstanz 2001, S. 135
  4. Karl-Heinz Pieper, Geschichte der Villa Reiss, Karlsruhe 1997, S. 35
  5. Hörner in der Verfolgung der Zeugen Jehovas
  6. Michael Stolle, "Betrifft Ernste Bibelforscher" - Zeugen Jehovas im Visier der badischen Gestapo, in: Hubert Roser (Hrsg.), Widerstand als Bekenntnis - Die Zeugen Jehovas und das NS-Regime in Baden und Württemberg, Konstanz 1999, S. 89-146, hier: S. 114
  7. Nichael Stolle, ebenda, S. 130
  8. Karl Heinz Pieper, ebenda, S. 35
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