Gläubigerschutzvereinigung Deutschland

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Gläubigerschutzvereinigung

Deutschland e. V.

Rechtsform Eingetragener Verein
Gründung 2009
Sitz Köln
Website www.gsv.eu

Die Gläubigerschutzvereinigung Deutschland (GSV) e. V. ist eine unabhängige, überparteiliche und gemeinnützige Einrichtung zur bundesweiten, organisierten Interessenvertretung der Gläubigerschaft. Gegründet wurde der Verein Anfang 2009 von Wissenschaftlern, institutionellen Gläubigern und Unternehmen. Zentrale Aufgabe ist die Vernetzung und Interessenvertretung unterschiedlicher Gläubigergruppen, insbesondere des ungesicherten Mittelstandes (KMUs). Ziel ist die Vertretung der Gläubiger im Insolvenzverfahren sowie die Stärkung ihrer Beteiligung an den Entscheidungen im Verfahren. Darüber hinaus hilft der GSV Unternehmen in wirtschaftlichen Krisensituationen, fördert Sanierungsbemühungen und setzt sich für die Verbesserung der Insolvenzpraxis ein.

Organe[Bearbeiten]

Vorstand[Bearbeiten]

  • 1. Vorsitzender: Prof. Dr. Hans Haarmeyer
  • Schatzmeister: Christoph Hillebrand

Erweiterter Vorstand[Bearbeiten]

  • Prof. Dr. Dieter Steinbauer
  • Dr. Manfred Obermüller
  • Dr. Heinz Zinner
  • Jan H. Wilhelm

Vereinsgeschichte[Bearbeiten]

Vorbild für die Gläubigerschutzvereinigung Deutschland ist der österreichische Kreditschutzverband von 1870. Eines der Gründungsmitglieder ist Prof. Dr. Hans Haarmeyer, einer der führenden deutschen Insolvenzrechtler und Dozent am RheinAhrCampusRemagen (RAC) der Fachhochschule Koblenz. Bereits im Frühjahr 2006 kam es zum Kontakt zwischen der von Prof. Dr. Haarmeyer geleiteten Forschungsgruppe "Qualität in der Insolvenzverwaltung" und dem Kreditschutzverband von 1870 in Wien zum Thema Rating. Es folgten mehrere Forschungsprojekte zum Thema "Gläubigerschutz in Deutschland". Gläubigerschutz ist als Interessenschutz von Personen zu verstehen, die Gläubigerrisiken eingehen oder denen der Schuldner aus anderen Gründen leistungsverpflichtet ist.[1] Im Rahmen der wissenschaftlichen Arbeiten kam es zu Gesprächen mit institutionellen Gläubigern, wie der Deutschen Rentenversicherung, privaten und gesetzlichen Krankenkassen sowie Rentenversicherungen und Berufsgenossenschaften. Am 29.01.2009 wurde daraufhin die Gläubigerschutzvereinigung Deutschland (GSV) gegründet.

Motive der Vereinsgründung[Bearbeiten]

Niedrige Quote[Bearbeiten]

Die Insolvenzquote ist der prozentuale Anteil, den die Insolvenzgläubiger nach Abschluss des Insolvenzverfahrens an der Insolvenzmasse erhalten. Die Insolvenzquote errechnet sich aus dem Verhältnis der Insolvenzmasse zur Summe aller Verbindlichkeiten.[2] 80% der Insolvenzmasse werden für die Verfahrenskosten verwendet. Die durchschnittliche Quote, die am Ende eines Insolvenzverfahrens an die Gläubiger geht, liegt in Deutschland bei 3%. In vergleichbaren europäischen Ländern werden dahingegen Quoten von mehr als 10% erreicht.

Ländervergleich Deutschland und Österreich:[3]

Österreich
35 % Zwangsausgleich mit 22 % Quote
38 % Verwertung mit 7 % Quote
27 % Verfahren ohne Quote
Durchschnittliche Quote: 9,7 %
Vergütungsanteil (mit Gerichtskosten etc.): ca. 15 %
Deutschland
1 % Planverfahren mit 23 % Quote
37 % Verwertung mit 5,4 % Quote
63 % Verfahren ohne Quote
Durchschnittliche Quote: 3,6 %
Vergütungsanteil (mit Gerichtskosten etc.): ca. 66 %

Niedrige Beteiligung[Bearbeiten]

Viele Gläubiger melden ihre Forderungen, mit Blick auf die geringe Quote gar nicht an. Dies führt dazu, dass Verfahren in der Summe ohne Beteiligung der ungesicherten Gläubiger stattfinden, obwohl diese zahlenmäßig die größte Gläubigergruppe sind. Der GSV sieht eine wesentliche Ursache für die mangelhafte Gläubigerbefriedigung in der Tatsache, dass die Gläubiger ihre Interessen in laufenden Verfahren häufig nicht wahrnehmen. So beklagt der GSV, dass Gläubigerversammlungen meist ohne Gläubigervertreter abgehalten werden. Insolvenzrichter und Insolvenzverwalter treffen wesentliche, auch quotenbeeinflussende, Entscheidungen ohne eine Interessensvertretung seitens der Gläubiger.

Ziele[Bearbeiten]

Gläubigervertretung[Bearbeiten]

In Anlehnung an den Kreditschutzverband von 1870 ist der GSV eine Vereinigung, die Unternehmen in der Krise Hilfestellungen anbietet und die Rechte betroffener Gläubiger während eines Insolvenzverfahrens organisiert und vertritt. Das Vorhaben ist dabei, durch Bündelung der Gläubigerinteressen, einen nachhaltigen Einfluss auf das Insolvenzverfahren und die Insolvenzpraxis in Deutschland aufzubauen.

Transparente Insolvenzverfahren[Bearbeiten]

Der GSV betreibt eigene Instrumente, wie den GSV-Insolvenzmonitor, vergibt eigene Gütesiegel und unterstützt Initiativen und Dienstleistungen zur Steigerung der Transparenz und zur Entwicklung von Qualitätsstandards im Insolvenzprozess. Darüber hinaus setzt sich der Verein für mehr Einfluss der Gläubiger auf die Wahl des Insolvenzverwalters ein.

Förderung des Sanierungsgedankens[Bearbeiten]

Der GSV unterstützt frühzeitige Sanierungsbemühungen insolvenzgefährdeter Unternehmen. So können, wenn es mit Mitteln des Insolvenzrechts gelingt, erhaltenswerte Unternehmen langfristig im Markt bleiben. Finanzielle Schäden können für Gläubiger und die Volkswirtschaft reduziert werden, Arbeitsplätze bleiben erhalten und Beitrags- wie Steuerzahler werden entlastet.

Mitgliedschaft[Bearbeiten]

Vollmitglieder[Bearbeiten]

Vollmitglied kann jedes Unternehmen, jeder Freiberufler und jeder in- und ausländische Kaufmann werden. Vollmitglieder können aber auch institutionelle Insolvenzgläubiger des privaten und öffentlichen Rechts wie z.B. Krankenkassen, Berufsgenossenschaften etc. werden sowie Personen, die sich als Angehörige der Institutionen oder wissenschaftlich mit dem Insolvenzrecht in Forschung und Lehre beschäftigen.

Fördermitglieder[Bearbeiten]

Fördermitglieder können volljährige natürliche und juristische Personen sowie Personengesellschaften werden.

Korporativmitglieder[Bearbeiten]

Korporativmitglieder können Vereinigungen, Verbände und Organisationen werden, die als Dachverbände von Voll- oder Fördermitgliedern fungieren.

Leistungen[Bearbeiten]

Für die Mitglieder der Gläubigerschutzvereinigung werden im „Komplett-Service Insolvenzvertretung“ u.a. folgende Leistungen übernommen:

  • Prüfung und formgerechte Anmeldung der Forderungen beim Insolvenzverwalter
  • Geltendmachung von Aussonderungsrechten (z.B. Eigentum und Eigentumsvorbehalt), Absonderungsrechten (z.B. Sicherungsübereignung) sowie weiterer Sonderrechte
  • Wahrnehmung aller wichtigen Termine im Insolvenzverfahren
  • Verhandlungen mit Insolvenzverwaltern, der Schuldnerfirma und deren Vertreter
  • Kontrolle der Quotenbefriedigung für Gläubiger und Überwachung von Zahlungsterminen

GSV Akademie[Bearbeiten]

Die GSV Akademie ist ein zentraler Geschäftsbereich innerhalb der Gläubigerschutzvereinigung Deutschland. Sie ist den Zielen des Vereins, der Interessenvertretung aller ungesicherten Gläubiger, verpflichtet. Die GSV Akademie versteht sich daher als Weiterbildungsorganisation primär für Gläubiger und deren Angehörige, die von Unternehmen in der Krise betroffen sind. Dies können neben kleinen und mittelständischen Unternehmen auch Krankenkassen, Rentenversicherungen, Berufsgenossenschaften, Finanzverwaltungen und eine Vielzahl weiterer Verbände sein.

Weblinks[Bearbeiten]

Projekt Andere Wikis ohne Rand.png Vereins-Wiki: Gläubigerschutzvereinigung Deutschland

Einzelnachwei8e[Bearbeiten]

  1. Herbert Wiedemann, Gesellschaftsrecht Bd. I, S. 515 f.
  2. Zur Entwicklung der Insolvenzanzahl und -quoten siehe Statistisches Bundesamt http://www.destatis.de
  3. [1]Ländervergleich: Ergebnisse von Insolvenzverfahren (Stand 05/2009)
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