Gerechtigkeit in der Sozialen Arbeit

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Gerechtigkeit in der Sozialen Arbeit hat eine elementare Bedeutung für die Soziale Arbeit. Der zentrale Wert sozialer Gerechtigkeit dient als „[...] normative Legimitations- und Bezugsgröße [...]",[1] sowohl für strukturelle als auch personelle Wohlfahrtsproduktionen. Die Soziale Arbeit grenzt sich ausschließlich im Bezug auf soziale Gerechtigkeit von anderen Professionen ab, so Mark Schrödter. Es geht bei Gerechtigkeit nicht vordergründig um Ressourcen, sondern darum, dass jedem Menschen die Verwirklichungschancen und Entfaltungsmöglichkeiten gegeben werden sollen, die er dazu benötigt, die eigene Konzeption eines guten Lebens verwirklichen zu können.[2]

Inhaltsverzeichnis

Konzeptionen von Gerechtigkeit:[Bearbeiten]

Es wird hier zwischen konservativer, radikaler und egalitär-liberaler Konzeption von Gerechtigkeit unterschieden.

Konservative Konzeption Radikale Konzeption Egalitär–Liberale Konzeption
Fokus auf Chancengleichheit: gleiche Ausgangsbedingungen im Wettbewerb um Statusposition Fokus auf Chancen bzgl. der tatsächlichen Verwirklichung erstrebenswerten Lebens - Fokus auf Befreiung von sozialer Herkunft / Begabung - beinhaltet Erfolgsindikatoren für individuelle Lebenschancen
- daraus folgt: Akzeptanz bzw. Voraussetzung von Statushierarchien Bestimmung von Gerechtigkeit: Maßstab ist ein qualitativer Vergleich von Existenzen - Gleichheit und Gerechtigkeit bedingen sich ohne Einschränkung von Ressourcen
- Bestimmung von Gerechtigkeit: Maßstab ist das Wohlergehen des Einzelnen
- d. h. absolute Bestimmung elementarer Standards (z. B. de:Menschenrechte)

Arten von Gerechtigkeit:[Bearbeiten]

Nach Holger Ziegler sind die drei gängigen Grundarten von Gerechtigkeit die Austauschgerechtigkeit im Verkehr von Bürgern, die zuteilende Gerechtigeit und die Regelgerechtigkeit. Die zuteilende Gerechtigkeit bestimmt, welche Güter durch staatliche Instanzen zugeteilt werden müssen und wird in sozialpädagogischen Debatten als soziale Gerechtigkeit verhandelt. Der Grundsatz der Gerechtigkeit ist suum cuique. Dabei wird nicht deutlich, wo die Grenzsetzung zwischen Gerechtigkeit und Ungerechtigkeit gesetzt werden soll [3].

Ansätze von sozialer Gerechtigkeit:[Bearbeiten]

Da soziale Gerechtigkeit als ein zentraler Wert der Sozialen Arbeit gilt,[4] besteht die Notwendigkeit der Entwicklung einer Gerechtigkeitsperspektive. Es wird davon ausgegangen, dass der Gegenstand einer gerechten Verteilung, die Lebensaussichten von Individuen sind. Gerechtigkeit kann zum einen liberal gesehen werden, sprich die formalen und materiellen Bedingungen der Lebensumstände müssen gerecht sein. Da die Aufgabe sozialer Arbeit in der Förderung bestimmter Formen der Lebensführung, Fähigkeiten und Persönlichkeitszuständen gesehen wird, scheint diese Sicht unzureichend. Denn jeder Mensch wächst mit körperlichen und geistigen Unterschieden in seiner eignen, anderen kulturellen und natürlichen Umwelt auf. Damit nutzt auch jeder seine Ressourcen in der Arbeits- und Lebenswelt anders [5]. Um ein sozialarbeiterisches Gerechtigkeitsverständnis zu entwickeln, bezieht man neben subjektiv-internen Fähigkeiten, auch gerechte Basisinstitutionen und die individuelle Bearbeitung von Lebensführung mit ein. Die Perspektive auf Gerechtigkeit wird geboten durch „die Vielschichtigkeit und Diversität menschlicher Lebenspraxis und vor allem die sozialen Möglichkeitsbedingungen und ethischen Voraussetzungen der Sicherung von Individualität“. [6]. Somit steht „der sozialarbeitertypische Fokus auf ein gutes Leben in einem Spannungsverhältnis“ zu liberalen Programmen sozialer Gerechtigkeit [...][7].

Zugangsgerechtigkeit (Gerechtigkeit und Markt)[Bearbeiten]

Damit Gerechtigkeit existieren kann, müsste jedes Individuum ungleich behandelt werden, folglich handelt es sich um Ungerechtigkeit, Ungleichheit und Ungleichbehandlung. Soziale Gerechtigkeit ist nicht über den Zugang zu sozialen Positionen und die Güterverteilung zu beurteilen, sondern auch durch die Art der sozialen Konstellationen.

Einzelnachweise[Bearbeiten]

  1. Ziegler et al 2010, S. 297
  2. (vgl.)Ziegler, Holger 2011, S. 127 f.
  3. (vgl. Ziegler et. al 2010, S. 297 f.
  4. (vgl.) Ziegler, Holger 2011, S. 117
  5. (vgl.) Ziegler, Holger 2011, S.117 f.
  6. Ziegler, Holger 2011, S. 119
  7. Ziegler, Holger 2011, S. 117

Literatur[Bearbeiten]

  • Ziegler, Holger/Schrödter, Mark/Oelkers, Nina 2010: Capabilities und Grundgüter als Fundament einer sozialpädagogischen Gerechtigkeitsperspektive. In: Thole, Werner (Hrsg.): Grundriss Soziale Arbeit. Wiesbaden: VS Verlag für Sozialwissenschaften.
  • Ziegler, Holger 2011: Soziale Arbeit und das gute Leben - Capabilities als sozialpädagogische Kategorie. In: Sedmak, Clemens/Babic, Bernhard/Bauer, Reinhold/Posch, Christian (Hrsg.): Der Capability Approach in sozialwissenschaftlichen Kontexten: Überlegungen zur Anschlussfähigkeit eines entwicklungspolitischen Konzepts. Wiesbaden: VS Verlag.
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