Garibaldi-Lösung

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Der Begriff Garibaldi-Lösung ist ein geschichtlichwissenschaftlicher Terminus, der sich aus einer Arbeit von Th. Nipperdey ableitet.[1] Als Garibaldilösung bezeichnet man die nationale Einigung Italiens „von unten“, welche vereinfachend mit dem Genuesen Giuseppe Garibaldi in Verbindung gebracht wird. Der Begriff bildet damit den Gegenpol der Nationalstaatwerdung „von oben“, diese wird mit den Reformen Camillo Benso von Cavours in Verbindung gebracht (vgl. Cavour-Lösung). Wörtlich spricht Nipperdey von einer "Garibaldi-Gründung" von der deutsche Demokraten und Sozialdemokraten als Lösung für die Nationalstaatwerdung Deutschlands in den 1860er Jahren geträumt hätten. Das forschungssprachliche Gegenstück zur Garibaldi-Lösung ist die sog. Cavour-Lösung.

Obwohl die italienische Nationalstaatwerdung weder nach dem einen noch nach dem anderen Lösungsmuster erfolgte, sondern sich hier die verschiedenen Lösungsansätze vermischten, dienen die Begriffe heute der fachsprachlich eleganten Klassifizierung von Nationalstaatswerdungsprozessen "von oben" bzw. "von unten".

Garibaldi mit dem Freiwilligenheer der „Rothemden"

Elemente einer sogenannten Garibaldi-Lösung[Bearbeiten]

Als Elemente der Garibaldi-Lösung gelten eine Nationalstaatwerdung "von unten", welche von einem charismatischen Revolutionär angeführt zu einer "nationalrevolutionären, nationaldemokratischen Staatsgründung" und damit einhergehend zu einer "Mediatisierung und Regionalisierung" der bisherigen Vormacht in dem Raum führen soll.[1]

Diesen Elementen stehen die der Cavour-Lösung gegenüber, als die eine Nationalstaatwerdung "von oben" unter der Führung eines (monarchischen) Teilstaates (im Falle Italiens ist dies Piemont-Sardinien, im Falle Deutschlands Preußen), gelenkt von einem monarchistischen Staatsmann ("Weißer Revolutionär"[2], im Falle Italiens Cavour, im Falle Deutschlands Bismarck), welcher mit Hilfe von "Einigungskriegen" das Aufgehen des von ihm repräsentierten Teilstaates in einen neuen Gesamtstaat erreicht, gelten.

Ziele[Bearbeiten]

Ziel der Garibaldi-Lösung ist es, einen Nationalstaat durch eine Revolution zu schaffen. Inhalt des Begriffs ist aber keine besondere Staatsform, wie es Garibaldis Ziel war. Sein Ziel war nämlich die Einigung Italiens unter der Führung des Staates Sardinien-Piemont. Er forderte einen Nationalstaat in Form von einer italienischen Republik. Garibaldi gilt als einer der wenigen dieser Zeit, dem nicht nur die eigene nationale Einheit, sondern auch die der anderer Staaten wichtig war. Die Garibaldi-Lösung hingegen setzt sich nur als Ziel, einen Nationalstaat aus dem revolutionären Engagement der Bevölkerung heraus zu errichten. Die Ziele Garibaldis sind somit nicht mit den Zielen der Garibaldi-Lösung gleichzusetzten. Vielmehr gehen sie über die Garibaldi-Lösung hinaus, welche nur das Mittel zum Zwecke einer Nationalstaatwerdung beinhaltet.

Garibaldi

Ideen[Bearbeiten]

Die Idee der Garibaldi-Lösung ist es, einen Begriff zu schaffen, der die Komplexität einer Nationalstaatwerdung durch Revolution umfasst. Um die in dem Begriff mitschwingende Idee zu verstehen, muss man zunächst Garibaldis Ideen berücksichtigen. Garibaldi hielt seine erste Rede 1839 in Rio de Janeiro auf Französisch. Das folgende Zitat aus seiner Rede belegt seine Grundidee: „Alle, die mich kennen, wissen, dass ich niemals für die Sache des Königs gewesen bin, doch das nur, weil die Fürsten Italiens Unglück waren. Jetzt aber bin ich royalistisch und werde mich bei ihm melden, denn er ist zum Erneuerer unserer Halbinsel geworden, und ich bin bereit, mein Blut für ihn zu vergießen. Ich bin sicher, dass alle Italiener so denken wie ich. Es lebe Italien, es lebe der König, es lebe Nizza.“ [3] Hier wird deutlich, dass Garibaldi zu Kompromissen mit der savoyischen Monarchie neigte und immer vor dem Hintergrund handelte, Italien zu vereinen. Die Vision Garibaldis lässt sich gut mit einem Zitat fassen, das er im September 1867 auf dem ersten internationalen Kongress für Weltfrieden hielt, darin heißt es: “Alle Nationen sind Schwestern. Krieg zwischen ihnen ist unmöglich. Alle Streitigkeiten zwischen den Nationen dürfen nur vom Kongress entschieden werden […]. Nur die Demokratie kann die Geißel des Krieges abschaffen […]. Nur der Sklave hat das Recht auf Krieg gegen seine Unterdrücker.“ [4] Hier wird deutlich, dass Garibaldi zum Einen Verfechter der Demokratie und des Friedens war und zum Anderen durch eine Revolution gegen die Unterdrückung für den Frieden kämpfte. Bezogen auf den Begriff Garibaldi-Lösung sind diese Ideen und Ziele Garibaldis äußerst wichtig, da dadurch die sogenannte Revolution „von unten“ als gewaltsames Mittel gegen Unterdrückung legitimiert wird, und deutlich wird, unter welchem Bezug dieser Begriff auch heute noch verwendet wird. Also soll mit Hilfe der Garibaldi-Lösung durch Gewalt Frieden erzeugt werden und dadurch ein Nationalstaat entstehen.

Art der Durchsetzung[Bearbeiten]

Garibaldis Heere bestanden aus Freiwilligen, die aus der Bevölkerung stammten. In seinen Schlachten wandte er die Geurillataktik an. Über die Garibaldi-Lösung sagt dies aus, dass sie eng mit der gewaltbereiten Bevölkerung in Verbindung steht. Dies hat einen revolutionären Charakter. Demnach wird die Garibaldi-Lösung gewaltsam durchgesetzt und kommt in diesem Aspekt einer Revolution gleich. Letztendlich wird sie also durch eine Revolution durchgesetzt und der jeweilige Staat mit diesem Mittel vereinigt.

Literatur[Bearbeiten]

  • Eberhard Weis: Propyläen - Geschichte Europas, Der Durchbruch des Bürgertums 1776 – 1847. Propyläen-Verlag, Frankfurt a. M 1978, ISBN 3-549-05794-6
  • Volker Reinhardt: Geschichte Italiens. C.H.Beck oHG Verlag, München 1999, ISBN 978-3-406-43318-4
  • Indro Montanelli; Marco Nozza: Garibaldi. Deutsche Verlags-Anstalt, Stuttgart 1964
  • Rudolf Lill: Geschichte Italiens in der Neuzeit. Wissenschaftliche Buchgesellschaft, Darmstadt 1986
  • Friederike Hausmann: Garibaldi, Die Geschichte eines Abenteurers, der Italien zur Einheit verhalf. Verlag Klaus Wagenbach, Berlin 1985, ISBN 3-8031-2122-1

Weblinks[Bearbeiten]

Einzelnachweise[Bearbeiten]

  1. 1,0 1,1 Thomas Nipperdey: Deutsche Geschichte 1866-1918, Band II Machtstaat vor der Demokratie, München 1992, S. 80ff.
  2. vgl. Bismarck. Der weiße Revolutionär. Berlin 1995, ISBN 3-549-05495-5. (auch it., frz., engl., jap.)
  3. Indro Montanelli; Marco Nozza: Garibaldi. Deutsche Verlags-Anstalt, Stuttgart 1964
  4. http://www.zeit.de/1996/52/GIUSEPPE_GARIBALDI

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