Free Software Bazaar

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Der Free Software Bazaar war von 1998 bis 2001 ein Hobby-Projekt des in den USA lebenden Mathematik-Professors Axel Boldt mit dem Ziel, Sponsoren die Möglichkeit zu geben, die Weiterentwicklung existierender quelloffener Software zu unterstützen oder neue Programme aus der Taufe zu heben.

Organisiert war das Projekt als eine Sammlung statischer HTML-Seiten, die manuell von Boldt aktualisiert wurden. Sponsoren konnten ein Projektangebot per E-Mail an Boldt schicken, der es in die Liste der Angebote aufnahm. Dabei überprüfte Boldt die Identität der Sponsoren anhand von Telefonnummern und GPG-Signaturen. Eine sichtbare Begrenzung der Angebotshöhe gab es nicht.

Ein Beispiel-Angebot lautete: "Erweiterung des Linux-Spiels LinCity um Multiplayer-Funktionalität." Die Beschreibungen waren unterschiedlich umfangreich, aber selten mehr als drei Absätze lang. Nach der Aufnahme in die Liste offener Angebote konnten weitere Sponsoren sich per E-Mail bei Boldt melden und damit den Gesamtbetrag des Angebots erhöhen.

Wenn ein Entwickler ein Angebot annehmen wollte, musste er sich individuell an jeden Sponsor einzeln wenden, bei den Verhandlungen zwischen Entwicklern und Sponsoren spielte der Basar keine Rolle. Erst wenn ein Projekt abgeschlossen wurde, sollten sich die Entwickler wieder bei Boldt melden, damit er es in die Liste der abgeschlossenen Projekte eintragen konnte.

Trotz dieser recht umständlichen Prozedur gab es im Basar zuletzt 51 offene und 18 abgeschlossene Projekte, von denen eines einen Umfang von über 1000 $ hatte.

Analyse[Bearbeiten]

Vorteil des Basars war eindeutig die Übersichtlichkeit und die Vermeidung umständlicher Registrierungsprozeduren—stattdessen wurde praktisch alles per E-Mail abgewickelt. Da es sich um statische Webseiten handelte, die nicht in der Darstellung geändert werden konnten, darf die Skalierbarkeit des Projekts aber bezweifelt werden. Schon bei relativ wenig Projekten waren die unterschiedlichsten Aufgaben bunt durcheinander gewürfelt, zwischen Arbeit an existierenden und neu zu schaffenden Projekten wurde nicht unterschieden. Erweiterte Funktionalität wie Diskussion und Abstimmung fehlte völlig. Der Medienbruch Web-E-Mail dürfte dazu geführt haben, dass viele Besucher die Möglichkeit der Beteiligung überhaupt nicht realisiert haben (es führte z. B. kein Link von einer Aufgabe in der Liste zu den Hinweisen für Sponsoren). Und es ist unklar, ob tatsächlich alle Entwickler auch nach Abschluss eines Projekts Boldt kontaktiert haben, um die Löschung des Angebots aus der Liste sicherzustellen.

Eine der besseren Ideen des FSB war wohl die Bewertung der einzelnen Projekte durch Boldt. Jedes Projekt bekam ein "Dollar-Rating", das das Verhältnis zwischen Angebotshöhe und Aufwand wiedergab. So sollten Entwickler die Möglichkeit erhalten, interessante Projekte schnell zu finden.

Statt direkt an Software-Entwickler zu zahlen, gab der Basar Sponsoren auch die Möglichkeit, eine Drittpartei als Empfänger einer Spende zu benennen, also beispielsweise die Free Software Foundation. Diese Möglichkeit wurde jedoch kaum wahrgenommen, die Alternative (dem Entwickler selbst die Verwendung des Geldes zu überlassen) erscheint deutlich transparenter.

Boldt investierte nach eigenen Angaben etwa zwei Stunden pro Woche in die Wartung des Basars.

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