Franz Radif

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Franz Radif (* 28. September 1908 in Klagenfurt; † 8. Januar 1947 in Brünn) war als SS-Obersturmführer (SS-Nr. 2675) Angehöriger der Staatspolizeistelle Brünn (Stapo Brünn) als Dienststelle der Geheimen Staatspolizei (Gestapo). Er war im Rahmen der Sonderaktion 1005 tätig und beteiligte sich als Kommandant an der Ermordung litauischer Juden.

Stationen eines SS-Offiziers[Bearbeiten]

Politisch entschied sich Radif schon früh für den Nationalsozialismus. Im Jahre 1926 trat er am 17. September in die NSDAP (Mitglied Nr. 51198) ein und wurde am 1. April 1930 Angehöriger der SS.[1] Ab 1939 gehörte er der Stapo Brünn an. In den Jahren ab 1943 war er nach Kaunas[2] in Litauen abkommandiert, wo er an Massenmorden im berüchtigten Fort IX[3] ab Herbst beteiligt war. Diese Information beruht offenbar auf seinen eigenen Angaben. Jehoshua Rosenfeld als Angehöriger der Ghettopolizei in Kaunas und beim jüdischen Ordnungsdienst gibt jedoch an, dass Radif am Freitag, den 15. August 1941 als Kommandant des Fort IX den Befehl gab, ein Arbeistkommando von etwa 30 Personen zu erschießen[4]

Ab Herbst 1943 leitete er mit SS-Untersturmführer Walter Velis (auch: Walter Wel)[5] die lokale Sonderaktion 1005[6][7], um die Spuren der Massenvernichtungen der NS-Sondereinheiten zu beseitigen.

Flucht von 64 Gefangenen aus Fort IX[Bearbeiten]

In der Nacht vom 25. auf den 26. Dezember 1943 konnten aus Fort IX insgesamt 64 Angehörige des Arbeitskommandos der "Aktion 1005" fliehen. Als Folge dieser Flucht wurde Radif im Dezember 1943 in Haft genommen und Anfang Februar 1944 aus dem Arrest wegen gesundheitlicher Probleme entlassen. Ihm wurde dabei angerechnet, dass er während des Untergrundkampfes in Österreich vor der NS-Machtübernahme achtzehn Monate wegen seiner NS-Gesinnung im Gefängnis gesessen hatte. Heinrich Himmler bestand auf keinen weiteren Ermittlungen, so dass Radif nicht weiter bestraft wurde. Allerdings erwartete Himmler, dass er sich in Zukunft bewähren sollte.[8]

Kriegsende, Auslieferung und Verurteilung[Bearbeiten]

Zum Kriegsende entledigte sich Radif seiner Unform der Gestapo und zog die Uniform eines einfachen Soldaten an. Am 9. Mai 1945 wurde er von einer US-Amerikanischen Einheit im Wald von Pisek[9] gefangen genommen. In den Verhören gab er zu, dass er bei der Gestapo in Brünn tätig gewesen war. Am 30. Mai 1945 lieferten ihn die US-Amerikaner an den russischen Geheimdienst aus. In den weiteren Verhören gab er an, dass er im März 1943 nach Litauen abkommandiert worden war. Er leugnete jede Beteiligung an den Massenmorden in Fort IX in Kaunas.

Im Jahre 1946 wurde er an die tschechoslowakischen Behörden überstellt. Bei der Gerichtsverhandlung in Brünn wurde er durch andere Gestapoleute schwer belastet. Am 8. Januar 1947 wurde er vom Volksgericht in Brünn zum Tode verurteilt und am selben Tag um 16 Uhr hingerichtet.[10]

Bild von Franz Radif[Bearbeiten]

In dem Buch "The Truth and Nothing but the Truth" von Alex Faitelson findet man auf Seite 262 ein Bild von Franz Radif.[11]

Einzelnachweise[Bearbeiten]

  1. French L. MacLean: The field men. The SS officers who led the Einsatzkommandos - the Nazi Mobile Killing Units. Schiffer Publishing, Atglen, PA 1999, ISBN 0-7643-0754-1, S. 97.
  2. Kaunas in Litauen
  3. Fort IX in Kaunaus
  4. Jehoshua Rosenfeld, Mordaktion im Ghetto Kaunas, in: Wolfgang Benz, Marion Neiss (Hrsg.), Judenmord in Litauen - Szudien und Dokumente, Berlin 1999, S. 133-141, hier: S. 135
  5. Jens Hoffmann: "Das kann man nicht erzählen" - "Aktion 1005" - Wie die Nazis die Spuren ihrer Massenmorde in Osteuropa beseitigten. KVV Konkret, Hamburg 2008, ISBN 978-3-930786-53-4, S. 347 und FN 86 u. 86 (Dort wird behauptet, dass Radif schon ab August 1941 in Kaunas gewesen sei.).
  6. Sonderaktion 1005
  7. Dieter Kusenberg: Lucian (Lutz) Damianus Wysocki. Laufen, Oberhausen 1999, ISBN 3-87468-163-7, S. 83.
  8. Truth - Legends / The Arrest and End of the Commander of the Ninth Fort
  9. Písek in Tschechien
  10. Truth - Legends / Rudi, Rudolf, Franz Radif
  11. Alex Faitelson: The Truth and Nothing but the Truth. Gefen Publishing House, Jerusalem 2006, ISBN 965-229-364-4, S. 262 (Bild von Franz Radif in der Google-Buchsuche).
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