Florian Rohdenburg

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Florian Rohdenburg (* 1973) ist ein deutscher Historiker.

Biografie[Bearbeiten]

Nach dem Abitur am Braunschweiger Dr.-Wilhelm-Meyer-Gymnasium wurde Rohdenburg 1992 zum Militärdienst in die Deutsch-Französische Brigade eingezogen. Von 1993 bis 1998 studierte er Geschichte und französische Literatur an der Université de Perpignan (Abschluss: Master-of-Arts), der Albert-Ludwigs-Universität Freiburg und der Hebrew University of Jerusalem.

Rohdenburg war von 1998 bis 2005 freier Mitarbeiter der israelischen Holocaust-Gedenkstätte Yad Vashem im Bundesarchiv-Militärarchiv in Freiburg im Breisgau.

1999 wirkte er als fachlicher Assistent des israelischen Regisseurs Ra’anan Alexandrowicz mit am Dokumentarfilm „Martin“, der von einem Überlebenden des Konzentrationslagers Dachau handelt und dessen Zusammentreffen mit Touristen, die das ehemalige Lager in den 1990er Jahren besichtigen.

2001 ging Rohdenburg ans Royal Holloway-College der University of London. Dort arbeitet er unter der Betreuung von Professor Dr. Peter Longerich an einer Doktorarbeit über die Wahrnehmung öffentlicher Meinung durch die deutsche Wehrmacht in Frankreich von 1940 bis 1944.

2002 recherchierte er den Fall des Hauptmanns Fritz Fiedler, im Zweiten Weltkrieg Ortskommandant von Horodenka (damals ein jüdisches Getto im Distrikt Galizien, heute Oblast Iwano-Frankiwsk/Ukraine). Fiedler hatte Handlungsspielräume zugunsten von jüdischen Arbeitern der Ortskommandantur ausgenutzt und über 250 Menschen vor der Erschießung gerettet. Er wurde dafür zu den Gerechten unter den Völkern ernannt.[1]

Rohdenburg wurde 2003 in der breiteren Öffentlichkeit bekannt durch seine Recherchen über den Fall des vom ehemaligen NS-Marinerichter Hans Filbinger (späterer Ministerpräsident von Baden-Württemberg) in der NS-Zeit zum Tode verurteilten Matrosen Walter Gröger. Anlässlich des 90. Geburtstages von Filbinger in jenem Jahr - dessen geplante Ehrung die Stadt Freiburg abgesagt hatte - sichtete Rohdenburg im Auftrag einer Initiative der Fraktionsgemeinschaft Unabhängige Frauen/Linke Liste im Freiburger Stadtrat die Akten des Militärgerichts, welche damals noch in der Zentralnachweisstelle des Bundesarchivs in Kornelimünster bei Aachen aufbewahrt wurden. Er fand dort keine Fälle, wo Ankläger und Richter der NS-Militärjustiz bestraft wurden, wenn sie von Vorgaben der Gerichtsherrn abweichende Anträge oder Urteile abgaben. Filbinger hatte dagegen immer betont, er hätte damals keinen Entscheidungsspielraum gehabt, sondern unter Befehlsnotstand gehandelt. Die Rechercheergebnisse Rohdenburgs hierzu wurden veröffentlicht in dem von Wolfram Wette u.a. herausgegebenen Band Filbinger - eine deutsche Karriere.

Für 2004/2005 erhielt er ein Research Fellowship (Forschungsstipendium) am United States Holocaust Memorial Museum in Washington, D.C.

Veröffentlichungen (Auswahl)[Bearbeiten]

  • Hauptmann Dr. Fritz Fiedler, Ortskommandant: der gute Mann von Horodenka. In: Wolfram Wette (Hrsg.): Retter in Uniform. Handlungsspielräume im Vernichtungskrieg der Wehrmacht, Reihe: Fischer Taschenbücher, Nr. 15221, Fischer-Taschenbuch-Verlag, Frankfurt am Main, 2002, S. 142-156, ISBN 3-596-15221-6.
  • Beiträge zu : Wolfram Wette u.a.: Filbinger - eine deutsche Karriere, Dietrich zu Klampen Verlag, Springe 2006, ISBN 3-934920-74-8.
  • Resistance, repression and radicalization in southern France. In: Fondazione Casa di Oriani, Steffen Prauser (Hrsg.): Memoria e Ricerca. Territori contesi. Guerra antipartigiana e resistenza nell’Europa nazista, 16, 2004, S. 71. Abstract

Einzelnachweise[Bearbeiten]

  1. Israel Gutman, Daniel Fraenkel, Jacob Borut (Hrsg.): Lexikon der Gerechten unter den Völkern. Deutsche und Österreicher. Wallstein Verlag, 2005, ISBN 3-8924-4900-7, S.110f.
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