Essener Fahrrad Initiative
1976 wurde die Essener Fahrrad-Initiative (EFI) gegründet. Nicht hochoffiziell, sondern eher beiläufig, wobei sich das exakte Gründungsdatum gar nicht mehr genau datieren lässt, denn von den damaligen Aktiven ist heute niemand mehr dabei. Womit sich auch bereits die Charakteristik der EFI darstellt: Sie ist bis heute eine Initiative geblieben und kein eingetragener Verein. Insofern gibt es auch keine Konkurrenz zum ADFC. Bereits mit der von 1984 bis 1989 in Essen existierenden Ortsgruppe des ADFC gab es eine enge Zusammenarbeit, natürlich ebenso mit dem seit 1992 bestehenden ADFC-Kreisverband, der übrigens auf Betreiben der EFI bzw. aus ihrer Mitte heraus gegründet wurde. Bis Mitte der 80er Jahre war auch die Aktivenstruktur der EFI sehr unterschiedlich, es gab eine recht große Fluktuation.
Wie schlecht es um den Radverkehr in Essen gestellt war, zeigt die Verleihung der „Rostigen Speiche“ durch Bundesumweltminister Töpfer als fahrradfeindlichste Stadt Deutschlands im Jahre 1991. So überrascht es nicht, dass die ersten 15 Jahre der EFI geprägt waren von den Versuchen, das Fahrrad in Essen wieder grundsätzlich ins Gespräch zu bringen. Dazu wurden regelmäßig Infostände, Raddemos und Fahrradtouren veranstaltet, immer wieder Forderungskataloge aufgestellt, 1987/88 sogar ein Videofilm über das Radfahren in Essen gedreht. Immer wieder hat es, wenn auch mit großen zeitlichen Abständen, Gespräche mit Politik und Verwaltung gegeben, die allerdings nur selten konkrete Ergebnisse hervorbrachten. 1989/90 war die EFI sogar bundesweit in Erscheinung getreten, als man eine Unterschriftenkampagne gegen die Benutzungspflicht von Radwegen ins Leben rief. 10 000 Unterschriften kamen in ganz Deutschland zusammen, angesichts der komplexen und damals nicht unbedingt populären Materie durchaus ein Erfolg.
Erst Anfang der 90er Jahre beschloss die Stadt Essen, die Voraussetzungen für eine Aufnahme in das Landesprogramm „Fahrradfreundliche Städte und Gemeinden in NRW“ zu schaffen, sicherlich auch ein Erfolg der langjährigen Arbeit der EFI. Ein Gutachten für ein Hauptradroutennetz wurde erstellt, an dem die EFI zwar mitarbeiten durfte, welches aber dennoch mit vielen Kompromissen behaftet ist. 1994 wurde besagtes Radroutennetz von Rat und Bezirksvertretungen abgesegnet, ein Jahr später fand Essen schließlich Aufnahme in besagtes Landesförderprogramm.
Diese von Euphorie geprägte Phase hielt immerhin noch ein ganzes weiteres Jahr an. Trotz massiver Intervention von EFI (und ADFC) kippte die SPD im Frühjahr 1996 den mittleren Abschnitt der Nordradroute zwischen Bahnhof und Zentrum von Altenessen. 1998 traten massive Probleme mit der Verwaltung zutage, hervorgerufen u.a. durch die sich verschleppende Umsetzung des Hauptroutennetzes sowie eine gerade im Radverkehrsbereich mehr als undurchsichtige Personalpolitik, die zwei Jahre später in der Abschaffung der Radfahrbeauftragten gipfelte.
Die EFI hat derweil gemeinsam mit dem Essener ADFC immer wieder durch spektakuläre Aktionen auf sich aufmerksam gemacht. 1993 wurde die mit 700 Teilnehmern bislang größte Raddemo, 1995 mit dem aus 200 Radlern bestehenden Fahrradpiktogramm eine der spektakulärsten Aktionen organisiert. 2001 wurde mit dem „Radwegetisch“ die Nordseite des Hauptbahn-hofes für Autos dichtgemacht.