Deutscher Senioren-Convent

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Auf einen Deutschen Senioren-Convent zielten in der Mitte des 20. Jahrhunderts Bemühungen, den Weinheimer Senioren-Convent (WSC) mit dem Kösener Senioren-Convents-Verband (KSCV) zu vereinigen.

Inhaltsverzeichnis

Hintergrund[Bearbeiten]

Unter dem nationalen und großdeutschen Eindruck des Ersten Weltkrieges entstand 1921 der Allgemeine Deutsche SC-Verband, ein Zweckverband von KSCV und WSC. Die Geschäftsführung wechselte zwischen Berlin und München. Ein zentrales Thema waren die Ausdehnungsbestrebungen des Rudolstädter Senioren-Convents von den tierärztlichen auf die technischen Hochschulen. Da der Rudolstädter Vertrag vom 7./8. Oktober 1922 daran nichts änderte, wurde er wieder gelöst.


1934[Bearbeiten]

Auf der Weinheimtagung 1933 forderten der Aktiven- und der Altherrenverband des WSC die Verbindung mit dem KSCV. Ideengeber war angeblich die Spinnstube, der AHSC Hannover. Unter dem Druck der Gleichschaltung standen die Corps aller Verbände im Abwehrkampf gegen den Nationalsozialistischen Deutschen Studentenbund. Zugleich versuchte der RSC – seit Jahrzehnten im Kampf um „akademische“ Anerkennung – mit aller Macht zu expandieren. Dem WSC waren solche Absichten fremd. Wie im Abkommen von 1921 vereinbart, wollte er sich auf Technische Hochschulen und Bergakademien beschränken.[1]

„Während der KSCV seine Identität wahrte, wurde der WSC zum Auffangbecken für den Rudolstädter SC und einzelne Corps des Naumburger SC. Da sich die Vollversammlung des WSC bereits 1933 ihrer Rechte weitgehend entledigt hatte, war die Vereinigung eine Angelegenheit der Verbandsführer.“

Herbert Scherer

Von diesen (nationalsozialistischen) Verbandsführern am 25. März 1934 beschlossen, war die Vereinigung ein „Zusammenschluss der Aufsteiger“, nämlich der Corps an den (nichtuniversitären) technischen, veterinärmedizinischen und landwirtschaftlichen Hochschulen und Fachhochschulen.[1] Ihre Speerspitze war Hans Heinrich Lammers, Angehöriger des Miltenberger Rings. Die Eingliederung der schließlich 27 Rudolstädter Corps bescherte dem WSC und seinen Senioren-Conventen größte Probleme (die zum Teil erst in den 1950er Jahren gelöst wurden). Das Erscheinen von Rudolstädter Einzelcorps an Universitäten brachte auch Konflikte mit dem KSCV.

Es bestanden

  • reine Weinheimer SC in Karlsruhe, Stuttgart, Braunschweig, Freiberg, Aachen, Danzig und Clausthal
  • SC mit WSC- und RSC-Corps in Dresden, Berlin, München und Breslau
  • Weinheimer SC mit zugeordneten Corps in Hannover, Darmstadt und Berlin
  • Rudolstädter SC in Bonn, Halle und Leipzig (mit jeweils drei Corps).

„Nun gab es eine Kösener-Weinheimer Zweisamkeit nicht nur in Berlin und München, sondern auch in Bonn, Köln (wo die dem Bonner SC zugehörige Guestphalia beheimatet war), Halle, Leipzig, Hamburg, Frankfurt, Marburg und Breslau. Zwar fielen nach Kriegsende die mittel- und ostdeutschen Hochschulorte Halle, Leipzig und Breslau als Corpsstandorte aus, dafür wuchsen dem WSC als Erbe der Auflösung von 1934/35 noch Corps an den Kösener Sitzen Kiel, Heidelberg und Göttingen zu. Bis 1953 war die Lage chaotisch, weil Einzel-SC in der Zeit der Wiedergründung SC-Rechte wahrnahmen und damit Corps bei sich renoncieren lassen konnten.“

Herbert Scherer

1949–1954[Bearbeiten]

In der Nachkriegszeit tauchte der Begriff „Deutscher SC“ wieder auf – aber nicht als Element der Hochschulpolitik, sondern als „Zeichen für die Überwindung alter Abneigungen und Vorurteile“. Auf Kösener Seite waren die Sympathien für diesen Gedanken nicht größer als 1934. Von Einzelpersonen abgesehen, fand er nur in München Zustimmung.[1] Dort standen die akademischen Corps an der Ludwig-Maximilians-Universität und die technischen an der TH München von jeher in freundlichem Einvernehmen. In der Zeit des Nationalsozialismus gründeten das Kösener Corps Hercynia und das Weinheimer Corps Guestphalia eine gemeinsame Kameradschaft, die Corps Suevia und Cisaria den Münchener SC (1943/44). Der MSC anerkannte nur diejenigen Corps, die von dreifarbigen (mensurerfahrenen) Angehörigen vertreten wurden. Deshalb wurden jüngere Alte Herren reaktiviert und mit den Chargen betraut, bis die ersten Nachkriegsaktiven oder (überalterte) Kameradschafter gefochten haben würden. So konnten die meisten Weinheimer Corps erst im Wintersemester 1950/51 Mensuren stellen.[1]

In jenen Jahren entstand das besondere Selbstbewusstsein des MSC. Er wollte die beiden noch nicht rekonstituierten Verbände zu einem Deutschen SC vereinigen. Er warb bei allen anderen SC für die Idee und reiste gemeinsam zu den Verbandstagungen in Bad Godesberg und Weinheim. Als der KSCV 1951 auf der Godesburg rekonstituiert hatte, zog der WSC 1952 nach. Die DSC-Idee war erledigt. Die Kösener Vorentscheidung war bereits 1950 im schwarzen Kreis gefallen: Die VAC-Vorsitzenden Walter Ballas und Werner Ranz ließen Zurückhaltung erkennen und rieten zu Vorsicht.[2] Hans-Reinhard Koch sah „von München in dieser Frage kein Heil kommen“ und erkannte „unter den Fusionsgegnern die besten Kräfte für eine konstruktive Zusammenarbeit“. Man begnügte sich sich mit einem zweiten Kartellvertrag, den Koch und Herbert Scherer am 2. Oktober 1954 unterschrieben.[1] Nach heftigen Auseinandersetzungen wurde er 2009 erneuert.

Siehe auch: Vororte des KSCV

Literatur[Bearbeiten]

  • Adolf Julius Fillibeck: Vor 40 Jahren. Denkschrift des Vorsitzenden des Philisterausschusses der Suevia München [von 1951]. Einst und Jetzt, Bd. 36 (1991), S. 213–228.[3]
  • Herbert Scherer: Ein Deutscher Senioren-Convent. Idee und Wirklichkeit zwischen 1934 und 1954. Einst und Jetzt, Bd. 42 (1997), S. 49-61, Digitalisat (PDF-Datei; 57 kB)

Einzelnachweise[Bearbeiten]

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