De Fotz von Zobes

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Das Lied De Fotz von Zobes[1] entstand im vogtländischen Ort Zobes. Der Text enthält Ausdrücke aus der Sprache der Bergleute. Aufgrund des zweideutigen Textinhaltes stößt das Lied außerhalb der vogtländischen Region auf Unverständnis, sehr zur Verwunderung der Vogtländer. Dabei handelt es sich um eine traditionelle Weise, welche die schwere Arbeit der Bergleute im vergangenen Jahrhundert widerspiegelt.

Inhaltsverzeichnis

Das Lied „De Fotz von Zobes“[Bearbeiten]

Zobes ist ein Dorf mit 404 Einwohnern [Stand 07/2011] und gehört zur Gemeinde Neuensalz im Vogtlandkreis, welches sich im südwestlichen Teil des Freistaates Sachsen befindet.

Wie bereits erwähnt, handelt es sich bei dem Lied De Fotz von Zobes[2] um kulturhistorisches Liedgut und nicht, wie einige vermuten, um die Diskriminierung von Vertreterinnen des weiblichen Geschlechts eines Dorfes. Das Wort Fotz beschreibt das Mundloch, was aus der Montansprache übersetzt den Eingang eines Stollens an der Tagesoberfläche eines Bergwerkes bedeutet. Die Freude der Bergmänner, nach getaner Arbeit endlich zum Mundloch zu kommen um dann mit Familie oder Freunden den wohlverdienten Feierabend zu genießen, beschreiben die vier Strophen des Liedes. Der Text ist vogtländisch. Aufgrund der sprachlichen Barrieren zu anderen Dialekten kommt es immer wieder vor, dass Nicht-Vogtländer hinter dieser Bergmannsweise Unanständiges vermuten. Die Melodie des Liedes stammte ursprünglich vom Berliner Komponisten Eugen Phillipi und wurde um die 20. Jahrhundertwende mit dem Text von Oskar Klein In Rixdorf ist Musike versehen. Es wurde das Leben im Dorf Rixdorf bei Berlin besungen, welches man 1912 in Neukölln umbenannte. Der Buchautor Johannes Breslauer aus Berlin verschaffte sich wissenschaftlich Gewissheit, warum dieses Lied mit einem auf den Ort Zobes verweisenden Text entstand und wie es überhaupt den umständlichen Weg ins Vogtland schaffte. Dies ist einzigartig, denn normalerweise entstanden in der traditionellen Volksmusik Text und Melodie für ein Lied zeitgleich und ortsgebunden.

Die Interpretation des Liedes[Bearbeiten]

Das Lied war im Vogtland sehr bekannt. Zumeist wurde es als Trinklied unter Verwendung von Alkohol missbraucht, da selbst die Einheimischen nicht so recht wussten, auf welcher Grundlage das Lied entstand. Verschiedene Musikgruppen interpretierten das Lied öffentlich, indem Fotz mit Ding ausgetauscht wurde. So hieß das Lied über Jahre hinweg Das Ding von Zobes, was den Ursprung bergmännischer Tradition im Lied verschleierte. Erst als im Jahr 2005 eine Volksmusikgruppe namens Original Vogtlandecho die Originalversion in den Archiven fand und diese auf einer CD veröffentlichte, wurde die Tradition des Liedes korrekt wiederbelebt. Aufgrund der genannten, aber nicht vermeidbaren Zweideutigkeiten im Text sahen es einige Bürgermeister, Politiker, der Intendant der Vogtlandphilharmonie Greiz-Reichenbach sowie die Polizei als erwiesen an, dass die Musiker „…diskriminierende Publikationen zum Nachteil der vogtländischen Kultur und Reputation“ verbreiteten. Es wurden Ermittlungen eingeleitet, welche schließlich u.a. aufgrund des erwähnten Beweisstückes von Johannes Breslauer[3] im Sande verliefen. Die Musiker wurden daraufhin für ihre künstlerische Arbeit von der Bezirksdirektion Chemnitz ausgezeichnet. Seitdem ist das Lied über die Vogtlandgrenzen hinaus bekannt und Zobes sowie das Original Vogtlandecho erfreuen sich zunehmender Beliebtheit bei den Touristen. Zudem wurde De Fotz von Zobes auch temporär sekundärer Bestandteil des Sachunterrichtes der vogtländischen Grundschüler.

Zur Geschichte des Bergbaus im Vogtland[Bearbeiten]

Das Vogtland war schon immer reich an Bodenschätzen. Typisch für die Region ist z.B. der Abbau von Mineralien. Im Mittelalter bestanden die Städte und Siedlungen fast vollständig aus Fachwerkhäusern. Die Bürger nutzten das für sie kostenlose Holz aus den Wäldern zum Bau ihrer Behausungen. Auf Grund von Stadtbränden, welche seinerzeit an der Tagesordnung waren, sahen die Bauordnungen der Städte vor, dass alle Wohngebäude aus Steinen oder gebrannten Ziegeln hergestellt werden mussten. So wurden die bestehenden Steinbrüche erweitert und neue Quellen erschlossen.

Noch immer gibt es Bodenschätze im Vogtland. Beispielsweise befinden sich in Brunndöbra/Schneckenstein und Schnarrtanne Schwerspatlagerstätten. Der Gesamtvorrat der Lagerstätte Brunndöbra beträgt 3,6 Millionen Tonnen Schwerspat. Von dieser Menge wurden seit Aufnahme der Produktion im Jahre 1966 bis zur Schließung der Grube Brunndöbra im Jahre 1991 rund 0,9 Millionen Tonnen Schwerspat abgebaut. Auch in Schnarrtanne gibt es einen Vorrat des Schwerspates. Er beträgt ca. 57.400 Tonnen. Qualitativ gleicht der Rohstoff jenem der Lagerstätte Brunndöbra. Ein Abbau der verhältnismäßig geringen Mengen wurde wegen schwieriger ingenieurgeologischer Verhältnisse nicht ins Auge gefasst. Weitere Schwerspatvorkommen befinden sich in Bergen und Zobes.

Generell ist festzustellen, dass die Blütezeiten und Betriebsperioden, bezogen auf die einzelnen Reviere, zum Teil abhängig von den vorhandenen Lagerstättenarten, höchst unterschiedlich ausfallen. Die Entwicklung nach 1945 war von internationalen Spannungen, politischen Unsicherheiten und sogar von Kriegen abhängig. Aus der Zobeser Erzader [montansprachlich Ganglagerstätte genannt] wurden durch die SDAG Wismut in den Jahren 1947 bis 1963 gesamt 5031 Tonnen Uran sowie die Nebenressourcen Kupfer und Wolfram abgebaut. Das Material war Rohstoffbasis u.a. für die sowjetische Atomindustrie. Die Lagerstätte wurde ausgebeutet und der Abbau beendet. Zurück blieben nur Erinnerungen an den Bergbau im Dorf und das Lied De Fotz von Zobes.

Literaturverzeichnis[Bearbeiten]

  • Breslauer, J.: Von Arkona bis Zobes: 20 Jahre Volksmusik mit dem Original Vogtlandecho. Burg-Verlag Rehau, 2011, ISBN 978-393734-473-7.
  • Illgner, E./Hahn, W.: Die Schwerspatlagerstätte Brunndöbra und das Schwerspatvorkommen Schnarrtanne im Ostvogtland/Westerzgebirge. Sächsisches Landesamt für Umwelt, Landwirtschaft und Geologie [SMUL], Dresden ,1998.
  • Klotz, E. et al.: Alleweil höhauf. Verlag Friedrich Hofmeister, Leipzig, Liz.-Nr.: 484-250/A203/71.
  • Lloyd, A. et. al.: Etymologisches Wörterbuch des Althochdeutschen. Verlag Vandenhoeck & Ruprecht, Göttingen und Zürich, 1998, ISBN 3525207689.
  • Rausch, V.: Facility Management in kulturhistorischen Immobilien. VDM Verlag Dr. Müller, Saarbrücken, 2010, ISBN 978-363-924-125-9.
  • Schmalfuß, M.: Grube Tannenberg. Geografische Lage, Geologie und geschichtliche Entwicklung der Zinnerzgrube Tannenberg. Skript unter Verweis historischer und aktueller Literaturangaben. quellen-wab-sv242. Markneukirchen, 2010.
  • Seeling, E.: Chronik des Berbaus. DLT Schöneck, 1950.

Einzelnachweise[Bearbeiten]