Das Friedrich-Lied

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Das "Friedrich-Lied" ist ein Doppelroman des in Stuttgart lebenden Autors Henning Isenberg. Erstmalig aus der Sicht der Täter schildert er den Vogtei-Streit zwischen Erzbischof Engelbert von Köln und seinem Großneffen Friedrich von Isenberg.

Handlung[Bearbeiten]

Friedrich ist ein junger Novize im Kloster St. Gereon zu Köln. Eigentlich sollte er als Zweitgeborener sein Leben im Dienste der Kirche verbringen, doch nach dem Tod seines Bruders und des Vaters muss er letzterem in der Grafschaft nachfolgen und gerät in den Machtkampf zwischen Kirche und Adel. So kämpft er sich im ersten Buch im Heer Kaiser Ottos Jerusalem entgegen. Doch wird er die Heilige Stadt nie sehen. Der Konflikt mit den Staufern zieht den Welfen-Kaiser zurück in deutsche Lande. Zurück in der Heimat erobert Friedrich das Herz der angebeteten Sophie von Limburg. Gleichzeitig wendet sich das politische Blatt zugunsten der Staufer und Friedrichs Großonkel Engelbert wird der mächtigste staufische Statthalter im Nordreich. Er will sich der Vogteien bemächtigen. Die Vögte verbünden sich gegen Engelbert von Köln, an deren Spitze plötzlich Friedrich steht.

Roman-Aufbau[Bearbeiten]

Basis des Romans ist die historische Begebenheit um Friedrich (Protagonist)und Engelbert (Antagonist). In einem fiktiven Plot wird das konkrete Leben Friedrichs und seines Umfeldes entwickelt. Ein weiterer Strang ist die Auseinandersetzung Friedrichs mit der katholischen Kirche, welche an der häretischen Lehre der Albiginser in Südfrankreich kontrastiert wird. Die persönliche Mannwerdung (Initiation) Friedrichs wird parallel und begleitend zum Perceval Parzival-Stoff entwickelt. Psychologische und mittelalterlich-mystische Elemente beschreiben die Reifung vom tumben Tor zum einem reifen Manne. Hier wird die Auseinandersetzung mit der Psychologie C.G. Jungs (Archetypenlehre, Traumdeutung) und der modernen Psychologie erkennbar. Sprachlich orientiert sich der Text an dem leisen Duktus der klassischen Literatur des frühen 20. Jahrhunderts sowie an der bildhaften Sprache J.R.R. Tolkiens. Analog Dante Alighieri in die Göttliche Komödie (Hölle (Inferno), Läuterung (Purgatorio) und Paradies (Paradiso)) oder Hermann Hesse in Narziß und Goldmund gliedert sich der Inhalt in einen Dreischritt aus (Grals-) Suche als Kampf mit Animus und Anima, Blüte und Erkenntnis (Finden des Grals). So begründet der Roman eine Untergattung des historischen Romans als "Historischer Initiations-Roman".

Interpretation[Bearbeiten]

Der Roman stellt der herrschenden Engelbert-Verehrung eine Gegenposition gegenüber. Insofern kritisiert der Autor ein konventionell-funktionales Denken und Handeln und schlägt eine Bewusstseinsentwicklung im Heranwachsenden zur Veränderung konventionell tradierten dualistischen Denkens und Handelns vor. Das Reifungsthema, untermalt von der Perceval-Legende, kann als Aufruf an heutige Heranwachsende und Erwachsene verstanden werden, die Reifung junger Menschen durch klare Reifungsabschnitte auch rituell zu begleiten und mit großem Bewusstsein zu unterstützen. Der verantwortliche Mensch schließlich dient der Gesellschaft und nicht durch menschenfeindliche Anhäufung von Macht seinem Ego. Allenfalls soll Macht der Gemeinschaft dienen, wonach Friedrich im Roman strebt. Zu Widerstand wird dann aufgerufen, wenn Macht missbraucht, Führerschaft menschenfern, egozentrisch oder willkürlich wird. Der Roman kann in diesem Sinne als Anregung zu bewusstem Denken und Hinterfragen menschenfeindlicher Vorgänge durch disfunktionales Machtgebaren in Gemeinschaftsstrukturen (1:1-Kommunikation, Gruppe, Organisationen, Stadt, Staat, Global) und selbstlosem, mutigen Eintreten dafür verstanden werden. Letztlich kann der Mensch das Schicksal nur herausfordern, nicht jedoch lenken geschweige denn bestimmen.

Historischer Hintergrund[Bearbeiten]

Wirkung auf die geschichtliche Entwicklung[Bearbeiten]

  • Durch den Kampf Engelberts gegen seinen Opponenten Friedrich von Isenberg, wurden viele katholische Städte im Sauerland (Fröndenberg, Menden, Balve, etc.) im Süden der isenbergischen Gebiete und in Westfalen (Lünen, Rüthen, etc.) gegründet. Sie hatten die Funktion Friedrichs Gebiete zu umgrenzen, damit dieser keine weitere Ausdehnung anstrebt und sich andererseits durch die erzbistümlichen Brückenköpfe bedrängt sieht.
  • Die Funktion Engelberts als Vormund des Königs (Heinrich IV.)und Stellvertreter des Kaisers (Friedrich II.) führten zu einer Verselbständigen der Adligen in Deutschen Landen, was ein starkes Herrschertum sicherlich verhindert hätte. Dies könnte die spätere Kleinstaaterei in Deutschland begünstigt, wenn nicht gar begründet haben.
  • Der Tod Engelberts schließlich, brachte das Erzbistum um eine potente, machtbewusste Führung. Erst Konrad von Hochstaden konnte an die Leistungen Engelberts etwa 25 Jahre später anknüpfen.

Wissenschaftlicher und heimatkundlicher Diskurs[Bearbeiten]

War Engelbert von Köln (Graf von Berg) ein Heiliger; war Friedrich von Isenberg ein Mörder? Handelte es sich um Mord oder Todschlag? War Friedrich von Isenberg alleiniger Täter oder handelte es sich um eine Gemeinschaftstat? War das Urteil über Friedrich von Isenberg rechtens? Dies sind die Fragen, um die sich der öffentlich geführte Diskurs dreht.

Engelbert befand sich im geistlichen Stand. Sein Streben zur Arrondierung der Gebiete des Kölner Erzbistums und Westfalens, dienten dem Erzbistum und seiner persönlichen Profilierung als herausragende Persönlichkeit in der Kirchenhierarchie. Insofern handelte er perse wie ein weltlicher Herrscher in kirchlichem Auftrag. Die Doppelfunktion als Erzbischof und Reichskanzler im Reich nördlich der Alpen, womit er Kaiser Friedrich von Staufen in Deutschen Landen vertrat, verlangten von ihm als einem geistlichem Würdenträger weltliches Handeln. Dies wurde von seinen Widersachern innerhalb und außerhalb der Kirche kritisiert. Insgesamt war Engelberts Handeln und wohl auch Denken eher weltlich als geistlich geprägt. Insofern war er kein Heiliger, wohl aber eine hervorzuhebende Persönlichkeit seiner Zeit. Seine Verdienste für das Erzbistum Köln lagen sicherlich in der Stärkung des finanziell angeschlagenen Kirchengutes, wobei sein Tod die Genesung des Erzbistums in die Hände seiner Nachfolger legte. Die katholische Kirche sprach Engelbert nie heilig.

Im Mittelalter gab es verschiedene Rechtsinstitute, so auch die Erklärung einer Fehde oder die Gefangennahme eines Opponenten. Die Erklärung einer Fehde lag in diesem Fall wohl nicht vor, wohl aber wurde von dem Recht der Gefangennahme Engelberts Gebrauch gemacht. Allein scheiterte dieses Ansinnen am Widerstand, den Engelbert seiner Gefangennahme entgegensetzte, der schließlich zu seiner Erschlagung führte. Insofern kann nicht von Mord, sondern muss von Todschlag gesprochen werden.

Anhand der Vielzahl (48 Wunden a.g. Schläge mit stumpfen, spitzen und scharfen Waffen) lässt sich schlussfolgern, dass Friedrich von Isenberg nicht alleinig gehandelt hat. Allerdings kann er als Anführer der Verschwörung erkannt werden, nach dem der Widerstand aus dem Rheinland (in der Hauptsache durch Limburg und Kleve) von Engelbert niedergeschlagen worden war.

Die Verurteilung zum Tod am Rad wäre unter dem Tatbestand "Mord" nach damals herrschendem Recht wohl rechtens gewesen. Allerdings war Friedrich von Papst Honorius III. begnadigt worden und konnte den Prozess vor keinem weltlichen Gericht verhandeln (dies wäre notwendig gewesen, da Engelbert auch Reichsverweser war). Da es sich um Todschlag handelte, hätte ein anderes Urteil ergehen müssen. Engelbert Nachfolger Heinrich von Molenark jedoch wollte dies jedoch um jeden Preis verhindern und hat die Täter in einem Schnellgericht abgeurteilt.

Veröffentlichung[Bearbeiten]

Der Roman erschien 2014 bei tredition und liegt derzeit in der 2. überarbeiteten Auflage vor. Er umfasst ca. 800 in zwei Bänden. Er ist als Paperback und eBook erhältlich.

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