Corporate Social Responsibility rating

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Das Corporate Responsibility-Rating basiert auf der weltweit umfassendsten Kriteriensammlung zur ethischen Bewertung von Unternehmen – dem sog. Frankfurt-Hohenheimer Leitfaden – und bewertet die Verantwortung des Unternehmen gegenüber:

  • der Gesellschaft und den Kulturen (Kulturverträglichkeit)
  • den von Unternehmensaktivitäten betroffenen Menschen (Sozialverträglichkeit)
  • der natürlichen Umwelt (Naturverträglichkeit)


Das Corporate Responsibility-Rating wurde von der oekom research AG in Zusammenarbeit mit der Projektgruppe Ethisch-Ökologisches Rating unter der Leitung der Professoren Johannes Hoffmann (Theologie) und Gerhard Scherhorn (Volkswirtschaftslehre) entwickelt und setzt sich aus zwei gleichwertigen Bestandteilen – dem Environmental-Rating und dem Social Cultural-Rating – zusammen.


Methodik[Bearbeiten]

Um die vielfältigen ökologischen und sozialen Herausforderungen hinsichtlich der Aktivitäten von Unternehmen umfassend analysieren zu können, wurde ein Pool von derzeit etwa 500 Indikatoren entwickelt. Zur zielgerichteten Bewertung der unternehmensindividuellen Problemstellungen werden aus diesem Pool pro Unternehmen durchschnittlich 100 Indikatoren branchenspezifisch ausgewählt.

Branchenspezifische Einordnung[Bearbeiten]

Die sozialen und ökologischen Auswirkungen verschiedener Branchen sind unterschiedlich hoch. Dies resultiert aus den unterschiedlichen Produkten und Produktionsweisen. So belasten z.B. Unternehmen der Automobilbranche die Umwelt in stärkerem Maße als z.B. Unternehmen der Textilbranche. Aus diesem Grund wird jede untersuchte Branche entsprechend ihrer jeweiligen Relevanz in einer Nachhaltigkeitsmatrix eingeordnet.

nachhaltigkeitsmatrix


Mindestnote für Investment Status "Prime":

legende nachhaltigkeitsmatrix






Entsprechend dieser Klassifizierung werden die beiden Teilbewertungen des Corporate Ratings, also das Social und das Environmental Rating, gewichtet.

	          Gewichtung Sozial-Teil	Gewichtung Umwelt-Teil 
Automobile	            40%	                         60%
Insurance	            50%	                         50%
Textiles                    60% 	                 40%

(Quelle: http://www.oekom-research.de/index.php?content=methodik )


Datenerhebung[Bearbeiten]

Die relevanten Informationen werden im Rahmen des Corporate Responsibility-Ratings sowohl bei den Unternehmen als auch bei unabhängigen Experten erhoben:

• Auswertung von Unternehmensinformationen (Geschäfts-, Sozial- und Umweltberichte)

• Auswertung von Sekundärliteratur

• ausführlicher Fragebogen

• Mitarbeiterbefragungen

• Recherche bei unabhängigen Experten

• Austausch mit unabhängigen Spezialisten in Nichtregierungsorganisationen, Behörden, Wirtschaftverbänden, Forschungsinstituten, Verbraucherschutzorganisationen etc.


Bewertung[Bearbeiten]

Die Bewertung erfolgt auf einer zwölfstufigen Skala von A+ bis D-:

A+: Das Unternehmen zeigt außergewöhnliche Leistungen.

D-: Das Unternehmen zeigt kaum Engagement.

Die Unternehmen, die im Rahmen des oekom Corporate Ratings zu den führenden Unternehmen ihrer Branche zählen und die branchenspezifischen Mindestanforderungen erfüllen, werden von oekom research mit dem Prime Status ausgezeichnet. Das Prime Logo darf von den Unternehmen in der Öffentlichkeitsarbeit eingesetzt werden, um ihr überdurchschnittliches Engagement in Sachen Umwelt und Soziales zu dokumentieren.


Untersuchungsbereiche[Bearbeiten]

1. Untersuchungsbereiche Social Cultural-Rating


1.1 Management-System

• Unternehmensleitbild und –ziele

• Beauftragte

• Audits

• Programm

• Reporting


1.2 Beziehungen zu Mitarbeitern


Mitbestimmung

• Art der Mitbestimmung

• Länderspezifische Anpassung

• Beziehung zu Gewerkschaften


Arbeitszeit

• ILO-Standards

• Tages- und Wochenarbeitszeit

• Umgang mit Überstunden

• Flexibilisierung der Arbeitszeit

• Teilzeitarbeitsplätze

• Urlaubstage

• kulturspezifische Anpassung von Arbeitszeiten

• Umgang mit gesellschaftlichen Zeitplänen


Arbeitsplatzsicherheit

• Kündigungsfristen

• Fluktuation

• Massenentlassungen

• Verhältnis befristete/unbefristete Arbeitsplätze


Humanisierung der Arbeitsbedingungen/Personalentwicklung

• Job Rotation, Job Enrichment, Job Enlargement

• Weiterbildungsprogramme (Art und Umfang)

• Institutionalisierung von PE


Entlohnung

• Erfolgsbeteiligung auch für Nicht-Management

• Altersvorsorge

• Krankenversicherung und Lohnfortzahlung im Krankheitsfall

• Lohnniveau (Lohn von einfachem Arbeiter im Vgl. zu Branchendurchschnitt)

• Ausnutzung von Lohngefällen im Ausland

• unbezahlte Arbeit (Praktikanten)

• Gleichstellung von Teil- und Vollzeitarbeitsplätzen

• Angebot von unterschiedlichen Lohnmodellen


Gesundheit

• Durchschnittliche Krankheitstage

• Anzahl der Unfälle

• Nichtraucherbüros


Sozialeinrichtungen

• Kinderbetreuung


Gesellschaftlich benachteiligte Gruppen

• Ausländer/ethnische Minderheiten

• Ältere Mitarbeiter

• Behinderte

• Frauen

• Kinder


1.3 Beziehungen zu externen Anspruchsgruppen

Zulieferer

• Einhaltung ethischer und sozialer Standards

• Überwachung dieser Standards durch das Unternehmen


Kunden

• branchenspezifische Kriterien


Staat / Gemeinwesen

• Position gegenüber kulturellen Institutionen wie Religion, Kunst, Literatur, Sport

• Sponsoring in diesen Bereichen

• Austausch und Kommunikation mit NGOs

• Beitrag zur Erhaltung der kulturellen Vielfalt in der Region


Auslandsaktivitäten (v.a. in Schwellen- und Entwicklungsländern)

• Ausnutzung niedriger Standards im Ausland zur Produktion

• Ausnutzung niedriger Standards im Ausland zum Absatz von Produkten

• Evaluierung politischer und sozialer Konsequenzen der Unternehmensaktivitäten

• Verhalten gegenüber Staaten, in denen laut Amnesty International besondere Menschenrechtsverletzungen stattfinden

• Verhalten gegenüber Staaten mit autoritärem Regime


Kulturelle Anpassung in einer globalen Weltwirtschaft

• Kulturelle Anpassung der Produkte und Dienstleistungen

• Nutzung von lokalen Ressourcen bei der Produktion

• Unterbinden der kulturellen Vielfalt und Förderung einer weltweiten Einheitskultur durch Produkte und Dienstleistungen

• Verdrängung von traditionellen Strukturen durch Produkte und Dienstleistungen


Umgang mit vom Unternehmen geschädigten Personen

• Ansprüche von Enteigneten, Zwangsarbeitern oder Nazi-Opfern

• aktiver Ausgleich


Fairness in Wirtschaftsbeziehungen

• Kartellverstöße

• Korruption

• Rechtsstreitigkeiten und Strafen


2. Untersuchungsbereich Environmental-Rating


2.1 Umweltmanagement

• Umweltziele / Umweltbeauftragte

• Umwelt-Audit / Öko-Bilanz / Öko-Controlling

• Umweltstandards im Ausland

• Kooperationen / Ausbildung / Büroökologie / Ökologische Beschaffungsrichtlinien / Transport / Absatz


2.2 Ökologische Produkt- und Dienstleistungsentwicklung

• Einschätzung der unmittelbaren und induzierten Umweltauswirkungen von Produkten und Dienstleistungen

• Maßnahmen und Ziele der ökologischen Produkt- und Dienstleistungsentwicklung, z.B.: - Reduzierung des Verbrauchs von nicht-erneuerbaren Ressourcen und schädlichen Emissionen

- Verwendung von umweltverträglichen und Vermeidung von umweltschädlichen Materialien

- Reparatur- und Recyclingfreundlichkeit

- Langlebigkeit


2.3 Umweltdaten

• Energie- und Wasserverbrauch

• Abwassermenge

• Abfallaufkommen und –zusammensetzung

• Emissionen in die Abluft, z.B.: CO2, SOx, NOx


Die Verbrauchs- und Emissionsdaten werden immer in Bezug zu einer Basisgröße gesetzt (Umsatz, added value, Produkte, Mitarbeiter). Betrachtet wird die Entwicklung der Unternehmenswerte im Zeitablauf.


Ausschlusskriterien[Bearbeiten]

Unabhängig davon, wie ein Unternehmen bei den Ratings abschneidet, kann das Zutreffen bestimmter Kriterien dazu führen, dass Investoren von einem Investment Abstand nehmen möchten. Daher wird im Anschluss ein Negativ-Screening hinsichtlich kontroverser Geschäftsfelder und Geschäftspraktiken durchgeführt.

Kontroverse Geschäftsfelder

• Alkohol

• Tabak

• Glücksspiel

• Pornographie

• Atomenergie

• Gentechnik in der Landwirtschaft

• Militärgüter

• Biozide

• Abtreibung

• Pelze

• Embryonenforschung

• Chlororganische Massenprodukte


Kontroverse Geschäftspraktiken

• Arbeitsrechtverletzungen

• Kinderarbeit

• Kontroverses Umweltverhalten

• Kontroverse Wirtschaftspraktiken

• Menschenrechtsverletzungen

• Tierversuche



Literatur

Günther, E. (2008): Ökologieorientiertes Management. Stuttgart 2007.

Projektgruppe Ethisch-Ökologisches Rating / oekom research AG (Hrsg.) (2000): Ethisch-ökologisches Rating. Der Frankfurt-Hohenheimer Leitfaden und seine Umsetzung durch das Corporate Responsibility Rating. München 2000.



Weblinks http://www.oekom-research.de


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