Biografisches Coaching

Aus MARJORIE-WIKI
Wechseln zu: Navigation, Suche

Biografisches Coaching beschäftigt sich mit dem gesamten Leben der Person / des Mandanten. Dies gilt sowohl für die Lebenszeit als auch für alle wesentlichen Dimensionen des Lebens: Arbeit, Gesundheit, Partnerschaft, Lebensort. Die Lebenszeit wird nach Dominique Aubier in 3 Phasen bzw. in 2 Hälften und einer Übergangsphase betrachtet: Bip (1. Hälfte) - Stop (Übergang; vulgo: Midlife Crisis) - BOP (2. Hälfte). Jede Phase kann wiederum in diese drei Zeitabschnitte unterteilt werden: Die erste Lebenshälfte kann in die beiden Abschnitte Kindheit und Jugend, sowie Berufstätigkeit und Familiengründung unterschieden werden. Die Übergangsphase ist dann Berufsausbildung und/oder Studium. Jede diese Hälften kann wiederum unterteilt werden. Dies gilt genauso für die zweite Lebenshälfte: Hier ist z.B. das Ende der Berufstätigkeit / Eintritt ins Rentenalter der Übergang von der ersten in die zweite Hälfte der zweiten Lebenshälfte.

Die Aspekte oder Dimensionen des Biografischen Coachings umfassen im Wesentlichen: Beruf, wirtschaftliche Situation, Gesundheit, Sexualität, Partnerschaft, Lebensorte.

Inhaltsverzeichnis

Ziel bzw. Anlass[Bearbeiten]

Ziel des Biografischen Coachings ist die Beantwortung unbeantwortbarer Fragen (Ernst Jünger). Beantwortbare Fragen sind z.B.: Wieviel verdient die Person? Wieviele Mitarbeiter führt der Mandant/die Mandantin? Wie lange übt er/sie die aktuelle Tätigkeit aus? Unbeantwortbare Fragen sind demgegenüber z.B.: Wie loyal sind meine Mitarbeiter? Soll ich meine Stelle / die Firma wechseln? Soll ich heiraten (mich scheiden lassen)? Letztere sind per se nicht von vornherein richtig zu beantworten. Um sich trotzdem damit auseinander zu setzen, wird mit bildgebenden Verfahren Material erstellt, mit dessen Hilfe Informationen zur Fragestellung bzw. zum Anlass des Coachings erzeugt werden.

Vorgehen / Prozess[Bearbeiten]

Der Prozess des Biografischen Coachings findet in mindestens 3 Phasen statt: Die Erzeugung des Materials, die Besprechung und Informationserzeugung (Exploration), sowie die Umsetzung der Maßnahmen, die am Ende der Exploration "verschrieben" werden. Diese entsprechen grundsätzlich den o.g. 3 Lebensphasen und können daher nochmals unterteilt werden, was insbesondere für die mittlere, die Explorationsphase gilt: Hier existieren die Schritte "Installation" (Darlegung), "Besprechung", sowie "Verschreibung" (Maßnahmen). Vor der Erzeugung des Materials kommt die Anfrage, nach der Umsetzung der Maßnahmen folgt noch die Rückmeldung. Somit ergeben sich in Summe 7 Schritte des "MATRIX"-Beratungsprozesses (Peter-W. Gester).

Methodik[Bearbeiten]

Das Biografische Coaching arbeitet entlang des Lebenslaufs des Mandanten. Hierbei werden bildgebende Verfahren angewandt, die relevante Informationen für den weiteren Lebensweg der Person erzeugen. Die Auswertung (Exploration) des Materials erfolgt hermeneutisch (s. dazu: Gregory Bateson, Hans-Georg Gadamer, Friedrich Schleiermacher, Sigmund Freud). Ziel des Biografischen Coachings ist nicht nur, relevante Beziehungs-Muster zu erkennen, wie insbesondere Systemisches Coaching verfährt, sondern darüber hinaus die relevanten Kontext-Muster zu finden: Die Bedeutung von Lebensereignissen, die dem erzeugten Material zugrund liegen und dadurch biografisch wirksame Effekte auslösen. Diese können dem Mandanten bekannt sein oder auch nicht. Dies gilt zum einen für die Vergangenheit, wo das Nicht-mehr-Sichtbare (Heinz von Foerster) zu identifizieren ist. Darüber hinaus ist die Zukunft oder das Noch-nicht-Sichtbare zu gestalten. Für beide Blickrichtungen existieren entsprechende retro- und pro-spektivische Techniken des Biografischen Coachings.

a) Die retro-spektivischen Techniken umfassen den (umgekehrten) Stammbaum der Person (Genogramm), die entsprechenden Bilder der Familienmitglieder und Bezugspersonen (Fotogramm), eine Karte mit dem/den jeweiligen Lebensmittelpunkten (Kartogramm), eine Tabelle der wirtschaftlichen Situation des Mandanten über sein bisheriges Leben hinweg (Ökonogramm), eine Namensanalyse, die Sammlung wichtiger Erinnerungsstücke, wie (Liebes-)Briefe, Plüschtiere, Geschenke oder andere bedeutsame Gegenstände (z.B. Kleidungsstücke), die auf alle Fälle erhalten werden sollen (Curious Cluster Case), die Musikgeschichte entlang des Lebenslaufs (Discogramm), eine systematische Lebens- und Karriereplanung, ein Lebenslauf (CV), sowie eine Tabelle der historisch-gesellschaftlich-technisch-politischen Entwicklungen entlang der eigenen Familiengeschichte (Meta-Genogramm).

b) Die pro-spektivischen Techniken beinhalten zum einen Lösungs-Bilder (Symbolisation) für relevante Themen bzw. Fragestellungen, die durch eine instruierte Entspannungs-Übung nach Marge Reddington erzeugt und anschließend gemalt werden. Weiterhin gehören Patientenverfügung und Testament hierzu. Die Berufsplanung und -entwicklung (Professiogramm) ist ebenso Bestandteil wie eine systemische Team- bzw. Organisationsaufstellung (Territorigramm). Hinzu kommt die eigene Lebensphasen-Analyse und -Zuordnung (Biografischer Abakus) und ein Katastrophen- und Krisen-Survival.

Mit Hilfe dieser Techniken wird von der (sichtbaren) Oberflächen-Struktur des Lebensverlaufs und der Lebensereignisse auf die darunter liegende und biografisch bedeutsame (nicht-sichtbare) Tiefen-Struktur geschlossen. (Beispiele sind: Die Verantwortung für das geerbte Haus, welche vom Vater auf die Tochter delegiert wurde; oder die Berufswahl des Enkels, der in der 3. Generation damit unglücklich geworden ist; bzw. die Familiengründung der berufstägigen Frau, die dadurch einen wesentlichen Sinn in ihrem Leben erfüllt.) Die damit verbundenen Erkenntnisse werden zum Gegenstand der zu treffenden Maßnahmen durch den Mandanten.


Literatur[Bearbeiten]

  • Dominique Aubier: Die Entschlüsselung der Gehirnstruktur. Romanshorn: Via Mala (2003)
  • Gregory Bateson: Ökologie des Geistes - Anthropologische, psychologische, biologische und epistemologische Perspektiven. Frankfurt a.M. (2001)
  • Peter-W. Gester: Anleitung zur Anfertigung der MATRIX - Navigationswerkzeuge zur biografischen Orientierung. Plettenberg: Mühle Media (2011)
  • Peter-W. Gester und Ulrich Clement: Territorigramm. Systemisch-konstruktivistische Organisationsaufstellung. Romanshorn: Via Mala (2001)
  • Ernst Jünger: Sämtliche Werke. Werkausgabe in 22 Bänden. Stuttgart: Klett-Cotta (2005)
  • Alexander Pschera (Hg.): Bunter Staub. Ernst Jünger im Gegenlicht. Berlin: Matthes & Seitz (2008)
  • Marge Reddington: Health, Happiness and Human Needs. An Introduction to Symbolisation. Dayton, Ohio: TDC Group (1994)
  • Heinz von Foerster und Ernst von Glasersfeld : Wie wir uns erfinden. Eine Autobiographie des radikalen Konstruktivismus. Heidelberg: Carl Auer (2007)

Wikilinks - Wikis & Websites mit Artikeln zum Thema[Bearbeiten]

(Trage deinen Link zum Artikel ein, wenn du eine Seite zum Thema oder diesen Artikel in dein Wiki exportiert hast)

Social Networks[Bearbeiten]

Netzwerke[Bearbeiten]

Blogs[Bearbeiten]

  Dieser Wikipedia-Artikel wurde, gemäß GFDL, CC-by-sa mit der kompletten History importiert.