Armenischer Terrorismus

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Armenischer Terrorismus[1][2][3][4][5][6] ist gegen den türkischen Staat gerichteter Terrorismus armenischer Gruppierungen. Armenischer Terrorismus gegen Türken begann in den 1890ern, in der Phase der Auflösung des osmanischen Reichs. Er endete im Massenmord an Armeniern im Ersten Weltkrieg. Nach dem Weltkrieg wurde er außerhalb der Türkei fortgeführt und richtete sich gegen türkische Militärführer. Eine dritte Welle des armenischen Terrors entfachte sich in den 1970ern und 1980ern und richtete sich gegen türkische Botschafter.[7] Das erste Mal wurde der Begriff Armenian Terrorism im August 1982 im monatlichen Bulletin des Außenministeriums der Vereinigten Staaten verwendet.[8]

Geschichte[Bearbeiten]

Frühe Zeugnisse[Bearbeiten]

Daschnaken, die im August 1896 die Ottomanische Bank in Istanbul besetzten

1890 wurde die Partei Armenische Revolutionäre Föderation gegründet, deren Mitglieder Daschnaken genannt wurden. Ursprünglich war ihr Kampf gegen jene Armenier gerichtet, die sich im Dienste des osmanischen Sultans befanden und als Verräter galten.

Im August 1896 erfolgte die Besetzung der Ottomanischen Bank in Istanbul durch 26 Daschnaken, geführt von Armen Garo (bürgerlich: Karekin Pasdermadjian, Abgeordneter im osmanischen Parlament)[9] und Babkenom Sjuni. Mit 150 Angestellten als Geiseln drohte die Gruppe, die Bank zu sprengen, wenn die Machthaber in der Türkei nicht Reformen in Armenien durchführen würden. 1905 entging Sultan Abdülhamid II. per Zufall dem Attentat armenischer Terroristen. Daschnaken hatten Dynamit in seinen Wagen gelegt, während der Sultan sein Freitagsgebet abhielt. 26 Menschen wurden getötet, 58 verletzt.

1915 wurden im Vorfeld der Vertreibung der Armenier Massaker an muslimischen Zivilisten in Ostanatolien insbesondere in Van verübt.[10]

In der Regel wird von Armenischem Terrorismus in drei getrennten Perioden gesprochen: Vor dem Ersten Weltkrieg, nach dem ersten Weltkrieg und von 1973 bis 1985.

Aktivitäten nach dem Ersten Weltkrieg[Bearbeiten]

Pastermajian

Anfang der 1920er Jahre wurden mehrere ehemalige osmanische Beamte, die im Exil in Westeuropa lebten, von Mitgliedern einer Geheimorganisation der Daschnaken, genannt Operation Nemesis, ermordet. Als Ursache dieser Aktivitäten wurde der Völkermord an den Armeniern während des ersten Weltkrieges angegeben. Auch armenische Osmanen wurden ermordet, die von dieser Geheimorganisation als kollaborativ eingeschätzt wurden.[11] Der Chef dieser Operationseinheit war Armen Garo, sein richtiger Name war Garegin Pasdermadjian. Er war ehemaliges Mitglied des osmanischen Parlaments. Der Koordinator der Organisation war Shahan Natalie.

Am 15. März 1921 wurde Talaat Pasha, einer der wichtigsten osmanischen Führer im Ersten Weltkrieg, in Berlin durch Soghomon Tehlirian niedergeschossen.

Am 6. Dezember 1921 wurde Said Halim, der ehemalige osmanische Außenminister, in Rom von einer anderen Kommandoeinheit ermordet, zu der auch Arshavir Shirakian gehörte. Dieser tötete in Berlin am 17. April 1922 die beiden türkischen Beamten Bahaeddin Shakir und Djemal Azmi.

Zwischen 1920 und 1922 tötete die Operationsgruppe viele politische und militärische Angehörige des Osmanischen Reichs, u. a. den ehemaligen Innenminister der Demokratischen Republik Aserbaidschan und einige Armenier. Am 19. Juni 1920 wurde auch der erste Premierminister der unabhängigen Demokratischen Republik Aserbaidschan, Fatali Khan Khoyski, durch Aram Yerganian in der georgischen Hauptstadt Tbilisi ermordet.

Getötete Armenier waren Mgrditch Haroutounian (getötet von Soghomon Tehlirian), Vahe Ihssan getötet von Arshavir Shiragian und Hemayag Aramiantz ermordet von Arshag Yezdanian.

Aktivitäten von 1973 bis 1985[Bearbeiten]

Zahlreiche türkische Diplomaten wurden von Mitgliedern verschiedener Organisationen wie der Armenian Secret Army for the Liberation of Armenia (ASALA), den Gerechtigkeits-Kommandotruppen des armenischen Völkermords (JCAG) und der Armenischen Revolutionären Armee (ARA)) ermordet. Am 27. Januar 1973 wurde in Santa Barbara auf den türkischen Generalkonsul Mehmet Baydar und den Vizekonsul Behadir Demir geschossen. Der mutmaßliche Täter Yanikian bezeichnete die Taten in einem Interview als Rache.

Anschläge der JCAG[Bearbeiten]

  • Am 17. Dezember 1980 töteten zwei Angehörige der JCAG in Sydney den türkischen Generalkonsul Sarik Ariyak und dessen Personenschützer Engin Sever.
  • Am 7. Juni 1982 wurden in Lissabon der Verwaltungsattaché der türkischen Botschaft, Erkut Akbay, und seine Frau vor ihrem Haus erschossen.
  • Am 27. August 1982 wurde in Ottawa Atilla Altikat, der damalige Militärattaché der türkischen Botschaft, in seinem Auto ermordet.

Siehe auch[Bearbeiten]

Literatur[Bearbeiten]

  • Henze, Paul, Goal: Destabilization Soviet Agitational Propaganda, Instability and Terrorism in NATO South. (Marina Del Ray, California, American Institute for Security Research, 1981)
  • Hoffman, Bruce. Terrorism in the United States During 1985. Rand Paper P-7194, (Santa Monica, California 1985)
  • Szaz, Michael. Armenian Terrorists and the East-West Conflict, Journal of Social, Political and Economic Studies. (Winter 1983).
  • Francis P. Hyland Armenian Terrorism - the Past, the Present, the Prospects, 1991, ISBN 081338124X

Einzelnachweise[Bearbeiten]

  1. Michael M. Gunter, Dept. of Political Science Tennessee Technological University: Armenian Terrorism in the 20th Century
  2. Pursuing The Just Cause of Their People: A Study of Contemporary Armenian Terrorism
  3. Henze, Paul, Goal: Destabilization Soviet Agitational Propaganda, Instability and Terrorism in NATO South, (Marina Del Ray, California, American Institute for Security Research, 1981).
  4. Hoffman, Bruce, Terrorism in the United States During 1985, Rand Paper P-7194, (Santa Monica, California 1985).
  5. Szaz, Michael, Armenian Terrorists and the East-West Conflict, Journal of Social, Political and Economic Studies (Winter 1983), pp. 387–394.
  6. Wilkinson, Paul, Armenian Terrorism, World Today V. 39 (September 1983), pp. 344–350.
  7. Walter Laqueur The New Terrorism, 2000, S. 19 - They were widespread in the Ottoman Empire, then in its last phase of disintegration. Armenian terrorism against the Turks began in the 1890s but ended in disaster with the mass murder of Armenians in World War I. This terrorist tradition among the Armenians continued outside Turkey after the massacres of the First World War and was directed against individual Turkish military leaders. There was a third wave of Armenian terrorism in the late 1970s and 1980s, when the Turkish ambassadors to Austria and France were killed. Link
  8. Corsun, Andrew, Armenian Terrorism: A Profile, U.S. Department of State Bulletin, No. 82, (Washington, D.C., August 1982), pp. 31–35.
  9. Autor von Why Armenia should be free: Armenia's rôle in the present war, 1918
  10. Susanne Güsten Die Erinnerung an die Armenier in der Osttürkei
  11. Selbstbild von Anhängern der Operation Nemesis
  12. Terrorist Group Profiles S. 32 - Leadership: ASALA-RM: Monte Melkonian

Weblinks[Bearbeiten]

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