Aachener Materialien zur Diagnostik Neurogener Sprechstörungen

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AMDNS
http://www.sprechmotorik.de/

Die Aachener Materialien zur Diagnostik Neurogener Sprechstörungen (AMDNS) sind ein Verfahren, bei dem anhand von akustischen Untersuchungsverfahren, in Kombination mit begleitenden perzeptiven und visuellen Beurteilungen, die sprechmotorischen Defizite objektiv, d.h. ohne Untersuchereinflüsse erfasst werden können. Hierbei werden die Defizite auf allen sprechmotorischen Ebenen (Respiration, Phonation, Artikulation, Sprechweise (Prosodie)) erfasst.

Motivation[Bearbeiten]

Die Idee für die Entwicklung der AMDNS ist bereits 2001 aus der Not heraus entstanden, dass für die Diagnostik und die Verlaufsbeobachtung von neurogenen Sprechstörungen (Dysarthrien/ Sprechapraxien) im deutschsprachigen Raum kein objektives normiertes Untersuchungsverfahren existiert. Alle bisher veröffentlichen Verfahren verwenden für die Diagnostik ausschließlich perzeptive Methoden, deren Ergebnisse stark von den Erfahrungen des Untersuchers mit dem Untersuchungs-Verfahren, der Vertrautheit mit dem Patienten und der logopädischen Vorbildung abhängen.

Durch die objektiven und normierten Untersuchungskomponenten lässt sich der Verlauf bei therapeutischen Maßnahmen sehr gut protokollieren und es können bei Bedarf rechtzeitig Korrekturen des Therapieansatzes durchgeführt werden. Auch für die Verlaufskontrolle bei progressiven Erkrankungen und für Forschungsfragestellungen ist das Verfahren aufgrund seiner Objektivität sehr gut geeignet.

Testverfahren[Bearbeiten]

Die AMDNS setzen sich aus 8 Untertests zusammen, mit derer Hilfe eine Leistungseinschätzung der drei Grundfunktionen des Sprechvorgangs (Respiration, Phonation, Artikulation) ermöglicht wird. Diese integrieren sowohl objektive als auch subjektive Parameter. Die einzelnen Untertests können unter Umständen ebenfalls unabhängig voneinander durchgeführt werden. Eine Übersicht über den Aufbau bietet die folgende Tabelle. Aktueller Entwicklungsstand

Normierung[Bearbeiten]

Die Normierung für den deutschsprachigen Raum ist für eine Stichprobe von 180 gesunden Sprechern (90 Männer und 90 Frauen) im Alter von 20-79 Jahren abgeschlossen. Es liegen alterskorrigierte, sowie geschlechtsspezifische Normwerte vor. Basierend auf Prozentrangberechnungen ist zusätzlich eine Einschätzung der Schweregrade möglich.

Reliabilität[Bearbeiten]

Die Genauigkeit des Verfahrens hinsichtlich der objektiven Leistungseinschätzung wurde an einer randomisierten Patientenstichprobe (n=20) mit Hilfe der Inter-Rater Reliabilität (n=9) überprüft. Als Maß der Urteilerübereinstimmung wurde der Intraklassenkorrelationskoeffizient (ICC) berechnet. Bei einer unjustierten Schätzung der Einzelwerte mit einem zweifaktoriellen Modell zeigen die Ergebnisse eine sehr gute Interraterreliabilität für alle Parameter mit einem ICC (3,1) Range von 0,881 – 1,000. Das Verfahren erfüllt somit die Anforderung einer, vom Beurteiler unabhängigen, zuverlässigen Leistungseinschätzung der untersuchten Sprechfunktionen.

Software[Bearbeiten]

Eine Software-Version der AMDNS mit integriertem Auswertungsverfahren zur ökonomischen Handhabung befindet sich aktuell in Entwicklung. Mit Hilfe des Computerprogramms soll die Durchführung vereinfacht und die Auswertungsdauer deutlich reduziert werden.

Klinische Erprobung[Bearbeiten]

Die AMDNS befinden sich zurzeit in klinischer Erprobung. Daten akuter Patienten sowie dysarthrischer und sprechapraktischer Störungsbilder liegen bereits vor. Weiterhin wurden erste Vergleiche bezüglich der Sensitivität und Spezifität der AMDNS zu bisherigen gängigen Verfahren (z.B. Frenchay Dysarthrie Untersuchung; UNS) erhoben.

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